Heute Sonntag zog das kleine, aber sehr kräftige Sturmtief «Herwart» von der Ostsee über Polen Richtung Ukraine. Auf der Westseite des Tiefs wurden von der deutschen Nordseeküste bis nach Ungarn die stärksten Böen verzeichnet. Die Schweiz lag eher am Rande des Starkwindbandes.
Fast 150 Kilometer pro Stunde auf dem Corvatsch
In der Schweiz trafen die Ausläufer des Tiefs vor allem die Ostschweiz, den Süden und die Alpen. Die stärkste Böe wurde um die Mittagszeit auf dem Corvatsch mit 149 Kilometern pro Stunde gemessen. Schon am Morgen verzeichnete Crap Masegn 146 Kilometer pro Stunde. Aber auch weiter westlich tobte der Sturm auf den Bergen. Auf dem Eggishorn im Wallis lag der Spitzenwert bei 131 Kilometern pro Stunde. Überraschenderweise gab es auch im Engadin extreme Böen. In Sils wurde mit 118 Kilometern pro Stunde ebenfalls eine Orkanböe verzeichnet, in Samedan gab es 89 Kilometer pro Stunde. Zu spüren war der Wind auch in der Ostschweiz. In Herisau wurde ein Maximalwert von 90 Kilometern pro Stunde gemessen. Am Bodensee lag der Höchstwert bei knapp 80 Kilometern pro Stunde.
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Im Süden herrschte Nordföhn
Die heftige nordwestliche Höhenströmung sorgte südlich der Alpen für stürmischen Nordföhn. In Poschiavo erreichte eine Böe mit 117 Kilometern pro Stunde Orkanstärke, und auch in Simplon Dorf tobte der Nordföhn. Dort wurden 102 Kilometer pro Stunde gemessen. Mit dem stürmischen Nordföhn stiegen die Temperaturen stark an. In Locarno gab es 24,2 Grad auf einer privaten Station in Ascona 24,9 Grad.
Andernorts war es schlimmer
Das Sturmtief «Herwart» sorgte nicht nur bei uns für extreme Böen. Auf der rund 1600 Meter hohen Schneekoppe in Tschechien wurde ein Wert von 180 Kilometern pro Stunde gemessen. Ebenfalls mit 180 Kilometern pro Stunde tobte der Sturm auf dem gleich hoch gelegenen Feuerkogel in Österreich. Mit 176 Kilometern pro Stunde stand der 1200 Meter hohe Fichtelberg im deutschen Bundesland Sachsen nur wenig nach. Selbst in Ungarn wurden noch 162 Kilometer pro Stunde auf dem Chopok, dem mit 2000 Meter, dritthöchsten Berg der Niederen Tatra gemessen.
Chaos in Teilen Europas
In Norddeutschland kam es am Sonntagmorgen zu einer Sturmflut im Bereich der Elb- und Wesermündung. Dort war der Pegel 3 Meter höher als sonst bei Flut. In Hamburg kam es zum Teil zu Überschwemmungen. In Norddeutschland wurde an vielen Orten der Bahnverkehr durch umgestürzte Bäume unterbrochen. In Kiel wurde eine Böe von 122 Kilometern pro Stunde registriert. Direkt an der Küste von Nordsee und Ostsee lagen die Spitzenwerte bei rund 140 Kilometern pro Stunde. Hart getroffen wurde auch Österreich. Am Wiener Flughafen Schwechat erreichte der Sturm 126 Kilometer pro Stunde, in der Hauptstadt des Bundeslandes Tirol, Innsbruck, wurden 115 Kilometer pro Stunde verzeichnet. In Sölden musste das Ski-Weltcuprennen auf dem Rettenbachgletscher ebenfalls wegen Sturm abgesagt werden. Im Laufe des Abends und in der kommenden Nacht sollte sich die Lage an den meisten Orten wieder beruhigen.