SRF: Wie kam es dazu, dass Sie zum 1.-August-Redner wurden?
Karl Frehsner: Ich habe vor ein paar Jahren in der Region ein Referat gehalten über Sport und Wirtschaft. Nun wurde ich für die 1.-August-Rede angefragt.
Sie sind Österreicher, leben aber seit über 50 Jahren in der Schweiz. Was bedeutet Ihnen der 1. August, was bedeutet Ihnen die Schweiz?
Sehr viel. Den grössten Teil meines Lebens habe ich in der Schweiz verbracht. Ich habe mit Schweizer Athleten verbracht, für die Schweiz gearbeitet und die Schweiz international vertreten.
In 1.-August-Reden von Politikern geht es in der Regel um Freiheit, Demokratie und das Verhältnis der Schweiz zum Ausland. Um was geht es bei Ihnen?
Bei mir geht es um das Gleiche. Um diese Eigenschaften der Schweiz. Mir ist kein zweites Land bekannt, dass diese Eigenschaften hat. Das ist auch, was mir imponiert, weshalb ich für dieses Land arbeiten will und in diesem Land leben will.
Was genau imponiert Ihnen?
Erstens bin ich in der Nachkriegszeit in einem Besatzungsland aufgewachsen. Zweitens geht es um die Freiheit und um die Möglichkeiten, die man hier hat. Es gibt nur wenige Länder, in denen man sich so entfalten kann.
Seit der Fussball-WM und der Doppeladler-Affäre ist auch wieder die Frage in den Mittelpunkt gerückt, was ein «richtiger» Schweizer ist, welchen Stellenwert Migranten haben. Sie als Ausländer, der ebenfalls aus dem Sportbereich kommt: Ist das für Sie auch ein Thema?
Nein, das war bei mir nie ein Thema. Wenn man in einem anderen Land lebt, muss man die Gepflogenheiten kennenlernen und sich anpassen. Ich habe Erfolg gehabt in der Schweiz. Nicht dank mir, sondern dank den Eigenschaften der Schweizer.
Das Gespräch führte Hans-Peter Künzi