Luzern zeigt sich gerne herausgeputzt, mit hübscher Seepromenade und schickem Kunst- und Kongresszentrum. Seit einem Jahr gibt es nun Stadtführungen, welche mit diesem Image brechen. Gezeigt werden Orte wie das Drop-In, wo Süchtige saubere Drogen erhalten, die Notschlafstelle oder die IG Arbeit, welche geschützte Arbeitsplätze bietet.
Als Stadtführerinnen und -führer unterwegs sind Leute, welche diese Orte aus eigener Erfahrung kennen. Eine von ihnen ist zum Beispiel Gudrun oder Noah. Er bezieht wegen seiner psychischen Erkrankung eine Invalidenrente. Vor dem Luzerner IV-Gebäude erzählt er deshalb seine eigene Geschichte.
Dieser persönliche Ansatz kommt bei den Besucherinnen und Besuchern an: «Mich hat sehr beeindruckt, wie offen diese Leute von ihren Schicksalen erzählen. So kommt man miteinander in Kontakt – und hat auch weniger Berührungsängste.»
«Ich bin schon das zweite Mal auf so einer Tour. Mir machen diese Begegnungen bewusst, wie Leute durch die Maschen unseres Systems fallen können – und was getan werden muss um ihnen zu helfen.»
Die Touren sind aber nicht bloss für die Besucherinnen und Besucher wertvoll. Noah hat in diesem ersten Jahr rund hundert Gruppen durch «sein» Luzern geführt: «Beim ersten Mal war ich noch so unsicher. Auch heute fällt mir das Sprechen vor der Gruppe nicht immer so leicht, aber es geht schon viel besser als zu Beginn.»
SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr