Vor zehn Jahren hat mit Corine Mauch erstmals eine Frau das Zepter in der Stadt Zürich übernommen. Seither leitet sie als Stadtpräsidentin den neunköpfigen Stadtrat. Mit dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» spricht Corine Mauch über die Herausforderungen nach ihrer Wahl, die Veränderungen seit damals und ihr Leben als öffentliche Person.
SRF News: Sie wurden vor zehn Jahren als erste Frau zur Zürcher Stadtpräsidentin gewählt. Was ist das Beste an dieser Tätigkeit?
Corine Mauch: Mir gefällt es, auf der kommunalen Ebene tätig zu sein. So ist man nahe bei der Bevölkerung. Man befasst sich direkt mit den Unternehmen und den Gästen dieser Stadt, ist greifbar und kommt direkt mit den Menschen ins Gespräch. Die Aufgaben sind unglaublich vielfältig.
Was ist anders, als Sie es sich bei Ihrer Wahl vor zehn Jahren vorgestellt haben?
Ich wusste schon damals, dass es eine anspruchsvolle Aufgabe wird. Doch ich habe unterschätzt, wie viel Zeit und Energie in mediale und öffentliche Auftritte fliessen. Bei meiner Wahl dachte ich, man habe einfach eine Aufgabe und arbeite daran gemeinsam mit den Kollegen und Kolleginnen im Stadtrat. Doch ich muss auch den Medien Rede und Antwort stehen. Das habe ich unterschätzt.
Ich bin 24 Stunden pro Tag eine öffentliche Figur.
Sie meinen, was es bedeutet, eine öffentliche Person zu sein?
Ja, und das bin ich als Stadtpräsidentin immer. Auch wenn ich frei habe und zur Tramhaltestelle gehe, betrachten mich die Menschen als Stadtpräsidentin. 24 Stunden pro Tag bin ich eine öffentliche Figur.
Als Sie gewählt wurden, war die wirtschaftliche Situation schlecht: Die Stadt litt unter Steuerausfällen. Die Bürgerlichen sparten nicht mit Kritik. Wie haben Sie das weggesteckt?
Das war zu Beginn anspruchsvoll: Die Herausforderungen mit der finanziellen Situation waren sehr gross. Wir machten grosse Sparanstrengungen seitens der Stadt. Ich bin eine ganz andere Person als mein Vorgänger Elmar Ledergerber (SP). Darauf fokussierten sich anfänglich viele. Sie haben mich mit ihm verglichen und die Unterschiede zwischen uns wahrgenommen. Das hat sich inzwischen verändert.
Ich wusste, dass ich mit dem Stadtpräsidium einen grossen Schritt mache und habe diese Herausforderung auch gesucht. Ich habe mir das Amt von meiner Kondition und meiner Stärke her auch zugetraut. Und ich muss sagen, es hat mir auch Freude gemacht: Es ist durchaus gut, wenn man hinstehen und Gegenwind aushalten muss. Das schreckt mich nicht ab.
In ein gutes Zusammenleben zu investieren ist der Schlüssel zum Erfolg.
Vieles hat sich bis heute verändert. Zürich geht es finanziell blendend. Sie gehört zu den lebenswertesten Städten der Welt. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Etwas sehr Wichtiges haben wir in Zürich in den 1990er-Jahren gelernt, als es uns finanziell schlecht ging: Wir müssen in unsere Stadt investieren – und zwar nicht nur in eine hervorragende Infrastruktur, sondern auch ins Soziale. In Zürich leben Menschen aus rund 170 Nationen auf engem Raum zusammen. Das gibt natürlich Spannungen. In ein gutes Zusammenleben zu investieren ist der Schlüssel zum Erfolg.
Das Gespräch führte Dorotea Simeon.