Am Freitag, den 8.8.2008 wurde sie feierlich eröffnet: die Solothurner Westumfahrung. Bereits 1997 hatte das kantonale Stimmvolk seine Zustimmung zum Bau des Entlastungsprojekts gegeben, Baubeginn war 2005. Veranschlagt waren die Baukosten ursprünglich auf 80 Millionen, am Schluss beliefen sie sich auf 114,6 Millionen Franken.
Auf der Baustelle im Westen der Stadt Solothurn arbeiteten an Spitzentagen bis zu 300 Arbeiter. Die 1,8 Kilometer lange Strasse mit einer neuen Aarebrücke und einem Tunnel sollte die Stadt vom Durchgangsverkehr entlasten. Ausserdem verbindet die Westumfahrung die Stadt Solothurn direkt mit der Autobahn A5.
Mit der Eröffnung der Umfahrung wurde die Wengibrücke, welche die Solothurner Vorstadt mit der Altstadt verbindet, für den Autoverkehr gesperrt. Über die Wengibrücke fuhren bis dahin etwa 25'000 Fahrzeuge am Tag. Seither dürfen nur noch der ÖV, Fussgänger und Velos die Wengibrücke benutzen. Damit habe sich die Solothurner Vorstadt mit einem Schlag verändert, sagt Martin Tschumi, Präsident der Vereinigung Pro Vorstadt. «Ich erinnere mich gut, dass der Verkehr auf einmal extrem abgenommen hat.»
In der Vorstadt war die Eröffnung der Westumfahrung mit grossen Ängsten verbunden. Die damalige Befürchtung: Mit dem Verkehr werden auch die Kunden umgeleitet, die Geschäfte in der Vorstadt könnten aussterben. Das Gegenteil sei geschehen, sagt Martin Tschumi heute. «Die Geschäfte in der Vorstadt sind einfacher und schneller zu erreichen, weil der Durchgangsverkehr über die Westumfahrung fährt.»
Vielen neue Geschäfte und Restaurants seien in den letzten 10 Jahren neu in die Solothurner Vorstadt gekommen. Etliche Häuser wurden renoviert. Davor sei die Vorstadt vom Durchgangsverkehr fast «totgefahren» worden, sagt Tschumi. «Das Leben in der Vorstadt ist dank der Westumfahrung lebenswerter geworden.»
Doch nicht alle sind glücklich mit der Westumfahrung. Böse Zungen bezeichnen sie schlicht als «Westumstauung». Man habe den Stau aus der Vorstadt auf die Westumfahrung verschoben, heisst es.
Den Verkehr an den Stadtrand zu verlagern habe durchaus zum Plan gehört, entgegnet darauf der Solothurner Stadtschreiber Hansjörg Boll. «Der Stau auf der Westumfahrung beschränkt sich auf die Stosszeiten, von einem Verkehrsinfarkt kann keine Rede sein.» Und wenn er den Stau auf der Westumfahrung mit dem Stau auf den Autobahnzubringern in anderen Städten vergleiche, dann sei er mit der Situation in Solothurn sehr zufrieden, so Boll.
Ein Ausbau der Westumfahrung sei zur Zeit nicht notwendig, heisst es auf Anfrage beim Kanton Solothurn. Allerdings seien einige Massnahmen geplant, um den Verkehr auch zu Stosszeiten flüssiger zu machen. So sollen zum Beispiel bei der Obach-Kreuzung, zwischen der Brücke und dem Tunnel der Westumfahrung weiter Spuren hinzugefügt werden.