1919 wurde der Schach-Club Chur gegründet. Zu Beginn waren es 17 Gründungsmitglieder, mittlerweile sind beim Club rund 80 Schachspielerinnen und Schachspieler dabei. Peter A. Wyss ist Vorstandsmitglied und war lange Präsident des Clubs. Ein Gespräch über das Brettspiel der Denker.
SRF News: Was bedeutet Ihnen Schach?
Peter A. Wyss: Schach ist für mich ein wunderschönes Hobby, das mich seit meinem siebten Altersjahr begleitet, also seit fast 60 Jahren.
Wer hat Sie zum Schach gebracht?
Das war mein Vater, der es auch schon von seinem Vater gelernt hatte. Ich musste damals immer gegen ihn spielen, ich machte das aber nie so gerne, weil ich immer verlor. Manchmal liess er mich gewinnen, damit ich wieder etwas motiviert wurde. Mit 14 Jahren gewann ich dann das erste Mal «richtig» und von diesem Tag an gefiel es mir besonders.
Der Schach-Club Chur wurde 1919 nach dem Ersten Weltkrieg gegründet, wie kam es dazu?
Schach hatte immer eine besondere Stellung in der Gesellschaft als Sport der Denker. Auch 1919 war das Interesse gross. Trotzdem, ganz so einfach war es nicht, einen Verein zu gründen. Es brauchte zwei Anläufe. Anfangs August hatten sich damals nur vier Leute getroffen - nicht genug, um einen Verein zu gründen. Ende des Monats klappte es aber dann mit 17 Gründungsmitgliedern.
In der Mitte des Spiels ist Kreativität gefragt, da kann man spielen wie ein Magier.
Welche Voraussetzungen braucht es, um ein guter Schachspieler zu werden? Wie wichtig sind logisches und vorausschauendes Denken?
Es kommt immer darauf an, auf welchem Niveau man spielt. Es ist immer gut, einen Zug weiterzudenken als der Gegner. Bei Eröffnung des Spiels, da kann man sich das Wissen aneignen, man muss es aber auch verstehen. In der Mitte des Spiels ist Kreativität gefragt, da kann man spielen wie ein Magier. Das Endpiel ist dann jeweils immer eine sehr grosse technische Frage, so kann man das Spiel gewinnen.
Zeigen Sie mir den typischen Schachspieler.
Schach findet auch immer wieder in Massenmedien statt. Weltmeisterpartien werden beispielsweise breit abgehandelt oder auch die Kämpfe Mensch gegen Maschine fanden grosse Beachtung. Warum ist das so?
Ich glaube, ganz entscheidend ist, dass beim Schach weder Karten- noch Würfelglück entscheidet, sondern neudeutsch gesagt: «The best mind wins». Das ist manchmal auch schade, denn beim Jassen kann man sagen, ich hatte den ganzen Abend schlechte Karten, aber beim Schach geht das nicht. Das ist schon die Faszination, man ist auf sich alleine gestellt. Auf einem hohen Level fasziniert das immer. Die Zweikämpfe, die früher über mehrere Wochen gingen, das animiert die Leute, sich damit zu befassen.
Beim Thema Schach schwingen auch immer Klischees mit, der Sport ist elitär, Schachspieler sind in sich gekehrte, verschlossene Wesen. Wie sehr stimmt das Bild?
Diese Frage höre ich immer gerne, ich antworte jeweils immer dasselbe: Kommen Sie mit mir mal an ein Turnier, wo 300 Schachspieler sind und zeigen sie mir den typischen Schachspieler. Es ist so vielfältig und enorm breitgefächert. Aber es stimmt, das Klischee vom introvertierten Spieler gibt es. Aber es gibt viele Ausnahmen, ich zähle mich auch dazu.
Das Gespräch führte Silvio Liechti.