1895 ordnete der Bundesrat eine eidgenössische Wohnungszählung an. Auch die Stadt Bern lieferte die Zahlen. Und merkte dabei, wo bei der Wohnungsbelegung oder bei der Hygiene in überfüllten Häusern Handlungsbedarf bestand.
Coiffeur-Preise und Eier-Index
1899 lehnte das Stimmvolk einen Kredit von 7'000 Franken für ein Statistikamt allerdings haushoch ab. Erst 1918 nahm der erste Stadtberner Statistiker seine Arbeit auf. Deshalb ist klar, dass 1965 eine Rasur bei einem Berner Coiffeur einen Franken und 50 Rappen kostete. Und dass ein Inland-Ei im Verlaufe des Jahres 1960 von 172,6 auf 190.4 Indexpunkte stieg.
Eine kleine Ausstellung im Käfigturm zeigt den Werdegang der Stadtberner Statistikbehörde von 1918 bis heute.
Die grösste Zäsur in der Geschichte der Stadtberner Statistik waren allerdings der Computer und die Informatik. Befrager, die von Haustüre zu Haustüre gingen, brauchte es kaum mehr. Der Personalbestand der Amtsstelle schrumpfte um rund die Hälfte.
Unsere Statistiken sind so aufgebaut, dass ein Rückschluss auf das Individuum nicht möglich ist.
Heute werten die Statisiker vorwiegend Zahlen aus, die aus anderen Quellen stammen: Register von Gemeinden, Statistiken vom Bund oder von anderen Amtsstellen. Da kommen extrem viele Daten zusammen, die zusammengefügt einen gläsernen Bürger schaffen können. Rückschlüsse auf die Bürgerin oder den Bürger seien allerdings nicht möglich, sagt Thomas Holzer, der Leiter von Statistik Bern.
Kalte Fakten für heisse Politik
Für die Politik sind Statistiken unverzichtbar. Sei es beim Wohnungsbau oder beim Verkehr. Und da werden nüchterne Zahlen und Fakten zum Argument im politischen Widerstreit.
Wir liefern der Politik die statistischen Zahlen. Aber wir interpretieren sie nicht.
Die Statistiker allerdings überlassen die Interpretation von Statistiken der Politik. Auch wenn sie wissen, dass man mit Statistiken alles belegen oder bestreiten kann. «Da kann man nicht viel machen. Wir wehren uns nur, wenn unsere Zahlen völlig falsch eingesetzt werden», so Thomas Holzer. Und er fügt an: «Wir machen die Statistiken nicht für uns, sondern für die Oeffentlichkeit.» Mittlerweile sind auch alle historischen Jahrbücher digitalisiert und stehen im Internet zur freien Verfügung.