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100 Jahre Zürcher Bastelbogen Es gibt sie noch, aber es muss schneller gehen

Das Bastelbogenparadies befindet sich im Industriequartier von Ebmatingen in einem grossen Lagerraum. Von hier aus verschickt Rolf Müller die Bestellungen an seine Kunden und das seit fast 50 Jahren. Der 76-jährige Rolf Müller ist pensionierter Deutschlehrer und er kennt das Geschäft seit seinem zweiten Lebensjahr. Damals hatte sein Vater zusammen mit seiner Frau den Vertrieb der Modellbogen des Pädagogischen Verlags des Lehrervereins Zürich übernommen: «Ich sehe meine Mutter heute noch, wie sie von Hand die Pakete verschnürt und frankiert hat.»

Ein Weihnachtsbaum gebastelt aus einem Modellbogen
Legende: In den 1990er Jahren lieferte Rolf Müller bis zu 600'000 Bastelbogen aus. Heute sind es noch ungefähr 140'000. SRF

Damals waren Bastelbogen aus dem Bereich Heimatkunde und Geschichte der absolute Renner. Zum Beispiel das Schloss Chillon. Dieses Modell sei heute kaum mehr gefragt, sagt Rolf Müller. Die Bedürfnisse der Schüler, aber auch der Lehrerinnen und Lehrer, hätten sich verändert. «Die Schülerinnen und Schüler haben einen anderen familiären Hintergrund. Nur die Eltern der Schweizer Kinder kennen den Bastelbogen überhaupt noch.» Absoluter Renner ist weiterhin das Modell «Adventskalender 1», es wurde bisher insgesamt 750'000 Mal verkauft.

Es muss schnell gehen

Vor einigen Jahren hat Rolf Müller einen eigenen Weihnachtsbaum kreiert, der 20'000 Mal pro Jahr verkauft wird. Das Besondere an diesem Modell ist, dass man es ohne Schere und Leim zusammenbauen kann. Die meisten neuen Modelle seien so konzipiert, dass man sie in einer Stunde gebaut hat. «Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, als ich stundenlang die Einzelteile für die Spanisch-Brötli-Bahn zusammengeklebt habe...Diese Zeiten sind vorbei!»

Eine alte Lokomotive zieht einen Zug als Bastelbogen
Legende: Es dauert Stunden bis alle Einzelteile der Spanisch-Brötli-Bahn zusammengesetzt sind. SRF

Die Blütezeiten der Bastelbogen sind vorbei. Dessen ist sich Rolf Müller bewusst. Dass es sie aber seit 100 Jahren gibt, darauf ist Rolf Müller mächtig stolz: «Es ist ein Wunder!»

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