Moderne Zeiten beim Traditionszirkus: Knie lässt im neuen Programm einen Drohnenschwarm durchs Zirkuszelt fliegen. Unter dem Motto «Formidable» hält Komikerin Helga Schneider das Publikum bei Laune.
Zur Generalprobe am Donnerstagnachmittag kam Helga Schneider allerdings zu spät und drängelte frech durchs erwartungsvolle Publikum. Ob als VIP-Gast, Artistin oder Putzfrau: Ein Blatt vor den Mund nimmt Helga Schneider bei keinem ihrer Auftritte, mit denen sie die Wartezeiten im zweieinhalbstündigen Programm verkürzt.
Am liebsten beschäftigt sich die Mitfünfzigerin mit wasserfestem Lockenkopf mit Frauenthemen. Während die Künstlerin Regula Esposito auf den Kleintheaterbühnen begeistert, kamen die Wechseljahr-Witze der Kunstfigur Helga Schneider nicht bei allen Zirkusgästen an. Vor allem für Kinder sind die Sketches schwer verständlich.
Doch die selbsternannte «Queen of Comedy» ist vielseitig und zeigt keinerlei Berührungsängste mit Zirkustieren und reitet schon Mal auf einem Pferd oder sogar Kamel. Als Helga den Schosshund des Zirkusdirektors ausführt und sich dieser als Kamel entpuppt, erobert sie auch die jüngsten Gäste. In der Romandie und im Tessin wird die sprachlastige Helga Schneider durch den Komiker und seine Kunstfigur Marie-Thérèse Porchet ersetzt.
Technik und Tradition
Dass sich modernste Technik und Tradition zu einer harmonischen Show zusammenfügen können, zeigte die Zirkusfamilie in einer Weltpremiere. Franco Knie Junior schickte einen Drohnenschwarm in die Manege. Die Drohnen zauberten ein Feuerwerk farbiger Lichtpunkte unter die Zirkuskuppel. Sohn Chris Rui sorgte für musikalische und Ehefrau Linna Knie-Sun für tänzerische Begleitung der gut choreografierten Licht-Show.
Die Flugshow mit dem autonom fliegenden Drohnenschwarm stelle das Team vor grosse Herausforderungen, denn die technischen Installationen müssten an jedem Gastspielort neu aufgebaut werden, sagte Knie nach der Generalprobe.
Knopf in den Beinen
Für Verblüffung sorgte der Mann mit dem Knopf in den Beinen. Bar jeglicher Gesetzmässigkeiten kann der Kontorsionist Alexandr Batuev seine Glieder in alle Richtungen verrenken. Am Ende verschwindet der unglaublich bewegliche Künstler in einer Kiste, in die nicht einmal ein mittelgrosser Hund passen würde.
Körperbeherrschung auf höchstem Niveau zeigt auch die Skokov Truppe aus Russland. In langen Abendkleidern und mit höchster Präzision fliegen die sieben Artistinnen zwischen der doppelten russischen Schaukel hin und her. Dank perfektem Teamwork landete eine Artistin nach einem doppelten Rückwärtssalto zielsicher auf der andern Schaukel. Da blieben den Zuschauern vor Staunen die Münder offen.