Der KMU- und Gewerbeverband des Kantons Luzern, KGL, feiert sein 125-jähriges Bestehen. Der KGL ist der grösste Wirtschaftsverband des Kantons und die Dachorganisation von Gewerbevereinen und gegen 40 Berufsverbänden. Zu den Hauptaufgaben zählt der KGL das Schaffen von guten Rahmenbedingungen. Präsidiert wird der Verband von Peter With, Direktor ist Gaudenz Zemp.
SRF News: Was verstehen Sie unter einem «richtigen» Luzerner Gewerbler?
Gaudenz Zemp: Der Durchschnittsgewerbler hat eine Firma mit sechs Angestellten. Die Betriebe waren in der Vergangenheit eher im Handwerk tätig. In der Zwischenzeit gibt es mehr und mehr Firmen im Dienstleistungsbereich. Luzern ist ein typischer KMU-Kanton, früher war er stark landwirtschaftlich geprägt, heute dominieren die KMUs.
Der KGL umfasst verschiedenste Branchen, von Gipser bis zur Floristin, von Steuerexperten bis zu Modevertretern. Wie schafft das der Verband, den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden?
Der KGL ist das Dach und wir bündeln die Interessen. Da geht es in erster Linie um die Rahmenbedingungen, dass man «geschäften» kann. Das heisst konkret Themen wie Mobilität, Fachkräfte bis hin zu Finanzen.
Der KGL setzt sich mit Nachdruck für gute Steuerbedingungen ein, u. a. gab es gegen die mögliche Erhöhung der Unternehmenssteuern ihrerseits eine Referendumsandrohung. Wie beurteilen Sie die Einflussnahme des KGL?
Wir nehmen unsere Interessen wahr und bringen uns ein. Das machen andere Verbände wie die Bauern oder Hauseigentümer auch. Man kann uns trotz der Grösse aber nicht mit einer Partei vergleichen, da wir parteipolitisch unabhängig sind. Bei uns sind die KMU-Interessen im Zentrum.
Der KGL wurde 1894 im Nachgang einer kantonalen Gewerbeausstellung gegründet. Wird das Jubiläum deshalb an der Frühlingsmesse Luga gefeiert?
Es ist tatsächlich so, dass wir diesen Bogen machen wollten, zudem war der KGL vor 40 Jahren auch Mitgründer der Luga. Der Verband hatte in der langen Geschichte Krisenzeiten, aber auch Aufbruchstimmungen. So zum Beispiel auch rund um die Luga-Gründung, im Nachgang der Ölkrise und dem rückläufigen Tourismus.
Welche Themen beschäftigen heute die Gewerbetreibenden besonders?
Wie überall geht es darum, mit der Digitalisierung Schritt zu halten. Und es gibt verschiedene Branchen, die stark vom Fachkräftemangel tangiert sind. Wenn Sie beispielsweise eine IT-Firma haben, Aufträge annehmen könnten, aber Ihnen fehlen die Angestellten. Das ist wirklich ein akutes Problem. Das betrifft aber auch Metzger, Schreiner und viele weitere Branchen. Da versuchen wir als Dachverband unterstützend zu wirken.
Und wie?
Das ist ein breites Feld. Im Vorschulalter müssen bereits Weichen gestellt oder, über 55-Jährige besser einbezogen werden. Das muss über die ganze Schul- und Berufslaufbahn grundsätzlich angegangen werden.
Am Jubiläumstag wird Wirtschaftsminister Guy Parmelin zu Gast sein. Das ist eine gute Möglichkeit, um mit ihm über den Fachkräftemangel zu reden.
Das Gespräch führte Karin Portmann.