Als 2008 die Flüchtlingbetreuung im Kanton St. Gallen vom Kanton zu den Gemeinden wechselte, war Roger Hochreutener an vorderster Front mit dabei. Er verantwortete als Geschäftsführer der Vereinigung St. Galler Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten (VSGP) und des Trägervereins Integrationsprojekte (TISG) innert Kürze ein Handbuch mit Grundlagen. Hochreutener war in der Vergangenheit wegen Ämterkummulierungen umstritten. Ihm wird auch nachgesagt, dass er die Interessen der Gemeinden vor jene der Migranten stelle.
SRF News: 2008 mussten sie innert kurzer Zeit reagieren, als das Asylwesen vom Kanton zum Teil an die Gemeinden übertragen wurde. Was ist ihnen aus jener Zeit geblieben?
Roger Hochreutener: Dieser Moment ist mir in Mark und Bein gefahren. Wir mussten sehr schnell reagieren, hatten zum Glück aber ein gutes Dreierteam mit dem nötigen Wissen, um eine Struktur zu schaffen. Klar, der Hochreutener hat dann noch die Handbücher gemacht, aber ich konnte mir die Zeit dafür freischaufeln. Die anderen beiden nicht.
Sie sind viel angefeindet worden. Es wurde einerseits die Struktur bemängelt, dass ein Verein die Betreuung der Asylbewerber organisiert. Andererseits sind auch an ihrer Person und an der Art und Weise wie sie das Amt ausüben Kritik aufgekommen. Es wurde gesagt, sie würden vor allem für die Gemeinden schauen und nicht für die Migranten. Was macht diese Kritik mit ihnen?
Roger Hochreutener: Es ist ein politisches und ein mediales Thema. Die Kritik war unberechtigt. Wenn ich diese Kritik nicht ertragen könnte, dann hätte ich den Job sofort wechsel müssen und nicht erst nach 20 Jahren. Sie glauben ja selber nicht, dass 77 St. Galler Gemeinden gesagt haben, so Hochreutener, mach mit diesen Millionen was du willst.
Wo sehen sie den Trägerverein Integrationsprojekte in St. Gallen in zwanzig Jahren?
Wir haben die Abteilungen verstärkt. Ich wünsche mir, dass diese Teams gut weiterarbeiten und schlagkräftiger werden. Und, dass die Gemeinden auch weiterhin solidarisch zusammenarbeiten. Weil – es wird wieder einen Schub geben, das Asylwesen ist nicht ein Bereich, der nächstens abgeschlossen werden kann. Ich hoffe, dass die Arbeit in der TISG weitergeht. Dann war meine Arbeit der letzten zwanzig Jahre nicht umsonst. Wenn es «verbrösmelet», dann würde mir das weh tun.
Das Gespräch führte Karin Kobler.