Vor 20 Jahren eröffnete die Stadt Bern den Standplatz Buech für Fahrende. Vor zwei Jahren anerkannte Bundesrat Alain Berset die Sinti, die Jenischen und die Roma als eigenständige Völker. Beides Meilensteine in der Geschichte - die nun in Bern zusammenfliessen.
Zum Jubiläum des Standplatzes Buech haben die Sinti eine Wanderausstellung zusammengestellt, in der sie ihre Kultur, ihre Sprache und ihre Eigenheiten erklären. «So etwas wäre vor der Begegnung mit dem Bundesrat unmöglich gewesen. Da ist ein wichtiger Prozess in Gang gekommen», sagt Jaelle Eidam von der Stiftung B.
Sie ist im Rahmen der Gemeindewerk-Arbeit ein Scharnier zwischen Behörden und den Bewohnerinnen und Bewohnern des Platzes.
Die Sinti fürchten um den Lebensraum ihrer Nachfahren
«Der Platz war vor 20 Jahren eine Pioniertat und das ist zu würdigen», sagt der 51-jährige Sinti-Familienvater Josef Birchler. Ein Mann der ersten Stunde auf dem Standplatz Buech. «Aber haben unsere jungen Leute und die nachfolgenden Generationen keinen Platz mehr hier. Sie müssen von den Eltern wegziehen - und das ist unvereinbar mit unserer Kultur». Man habe schon Grund, den Platz Buech zu feiern. Aber man dürfe nicht auf den Lorbeeren ausruhen, so Josef Birchler.
Der Platz für 37 Mobilheime ist völlig ausgenutzt. «Platzprobleme hatten wir immer und das wird so bleiben, wenn uns der Staat nicht hilft». Bekanntlich ein schwieriges Unterfangen. Die drei Plätze, die im Kanton Bern entstehen sollen, werden erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen - wenn überhaupt.
Eine Broschüre der Stadt Bern zum Jubiläum zeigt einerseits, dass die Stadt Bern stolz ist auf ihre Pioniertat von 1998. Aber sie zeigt auch die Bereiche, bei denen es zuweilen schwierig wird. Viele leben von der Sozialhilfe, die wirtschaftlichen Aussichten sind düster, viele Fahrende sind gesundheitlich angeschlagen. Und auch beim Schulbesuch der Kinder happert es zuweilen.
«Es wird wohl immer Reibungsflächen geben. Hauptsache ist, der Dialog geht weiter. Sonst eskalieren die Konflikte», so die Schlussfolgerung von Jaelle Eidam.