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20-stündige Lesung «Mit Carl Spittelers Werk hätte Netflix das perfekte Drehbuch»

1919 erhielt der in Luzern lebende Carl Spitteler den Literatur-Nobelpreis. Ein Schauspieler haucht seinem Werk nun neues Leben ein.

Vor genau hundert Jahren erhielt der Schriftsteller Carl Spitteler als erster und bis heute einziger gebürtiger Schweizer den Nobelpreis für Literatur. Ausgezeichnet wurde er damals unter anderem für sein Werk «Olympischer Frühling» - ein Epos in Versform, das in der griechischen Götterwelt spielt, aber Bezug nimmt auf die Berge und Seen der Zentralschweiz, wo Spitteler einen grossen Teil seines Lebens verbracht hat.

«Ich lese die Texte so, dass sie sich gut anhören»

Allzu bekannt ist dieses Vers-Epos einer breiten Öffentlichkeit heute nicht mehr. Das will der Luzerner Schauspieler Walter Sigi Arnold ändern. Und zwar mit einer öffentlichen Lesung des «Olympischen Frühlings». Sie dauert zwanzig Stunden und ist auf 15 Abende verteilt - und sie findet ab Donnerstagabend am Carl-Spitteler-Quai in Luzern statt.

Gerade die Versform sorgt dafür, dass sich ein Sprachgenuss einstellt.
Autor: Walter Sigi Arnold Schauspieler

Walter Sigi Arnold begegnete Spittelers Werk als junger Schauspielschüler und beschäftigte sich immer wieder mit ihm, aus Interesse an langen Literaturstoffen. Dass er nun den «Olympischen Frühling» vorliest, liege daran, dass dieser Text in einer «unglaublich tollen Sprache» verfasst sei und vor Witz sprühe. «Wenn man diese Texte in Versform auf Papier sieht, dann wirkt das etwas schwierig», sagt er. «Aber das ist meine Aufgabe als Schauspieler: Die Texte so zu lesen, dass sie sich gut anhören. Und gerade die Versform sorgt dafür, dass sich dann ein Sprachgenuss einstellt.»

«Geschichte passt ins Serien-Zeitalter»

Zielpublikum seiner Fortsetzungs-Lesung seien einerseits Literaturinteressierte, die im Nobelpreis-Jubiläumsjahr endlich einmal etwas von Spitteler hören möchten, sagt Arnold. Und andererseits Leute, die Fantasy «im gehobenen Rahmen» mögen.

«Die Geschichte passt ins Zeitalter der Serien», sagt der Schauspieler. «Die Rahmenhandlung spielt in der Götterwelt, und jeder Gesang darin bildet eine Episode.» Im Grunde liesse sich daraus gut eine Serie mit 20 Folgen drehen: «Wenn ich Zugang hätte zu einer Firma wie Netflix, würde ich denen sagen: Bei Spitteler findet ihr das perfekte Drehbuch für eine Serie.»

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