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25 Jahre OK-Chef «Jedes Jahr für Adelboden einen guten Job machen»

Die Neuen machen lassen, sich nicht einmischen: Nach 25 Jahren als Chef der Adelbodner Weltcup-Rennen ist Peter Willen heuer erstmals nicht mehr in der Verantwortung. Seine Bilanz: In Tausenden von Stunden im Einsatz für den Ski-Event habe er zusammen mit seinem Team wohl viel fürs Dorf und die Region geleistet, aber etwas zu wenig für sich selber geschaut.

Peter Willen

Ehemaliger OK-Chef der Weltcup-Rennen von Adelboden

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Während eines Vierteljahrhunderts war Peter Willen «Mr. Adelboden»: Der ehemalige Hotelier und Wirt war 25 Jahre im Nebenamt Chef der Ski-Weltcup-Rennen am Chuenisbergli in Adelboden. Vergangenen Herbst hat der 65-Jährige die Leitung in jüngere Hände gegeben, an Christian Haueter (OK-Chef) und Pascal von Allmen (Verwaltungsratspräsident).

SRF: Wir stehen ein paar Tage vor den Rennen. Wie hat das um diese Zeit jeweils in Ihnen ausgesehen?

Peter Willen: Nicht viel anders. Man hatte schon einen gewissen Druck. Man wusste, dies und jenes muss noch sein und hatte auch deutlich mehr Kontakt mit den Leuten. Aber vom Moment an, als man jeweils wusste, das Rennen findet sicher statt, ging es einfach noch darum: Vollgas geben und das Beste daraus machen.

Jetzt, bei diesen 64. Adelbodner Renntagen, sind Sie erstmals nach 25 Jahren nicht mehr am Drücker. Wenn Sie ans Chuenisbergli schauen, juckt es Sie ein wenig?

Es juckt mich eigentlich gar nicht. Es interessiert mich zwar. Und ich mag es den jungen Nachfolgern gönnen, dass sie ein Super-Rennen haben werden. Ich freue mich auch, dort dabei zu sein und viele Leute zu treffen, die ich in den vergangenen Jahren kennenlernen durfte.

Das lassen Sie sich also nicht entgehen?

Nein, sicher nicht, das ist auch mit der neuen Crew abgesprochen, was ich an den Renntagen noch übernehme.

Die Rennen sind an einem Punkt, an dem sich die Organisation neu erfinden muss

Ich bin für die Vergangenheit zuständig, sie für Gegenwart und Zukunft. Ich werde mich in keiner Art und Weise einmischen.

Sie haben in der Öffentlichkeit schon etwas Bilanz gezogen und gesagt, es sei schon eine Last, die von Ihnen abfalle.

Es ist natürlich schon viel Verantwortung, die entfällt, vor allem auch Verantwortung im Hinblick auf die Zukunft. Die Rennen sind an einem Punkt, an dem sich die Organisation neu erfinden muss, vor allem auch aus finanzieller Sicht.

Warum bringt man Aufwand und Ertrag nicht mehr in Einklang?

Es gibt verschiedene Gründe, zum Beispiel die öffentlichen Auflagen. So schreibt der Kanton Bern beispielsweise für dieses Jahr den Gebrauch von Mehrweggeschirr vor, das kostet 40'000 Franken mehr, ohne entsprechenden Mehrertrag. Das Preisgeld wurde erhöht. Und auch punkto Sicherheit sind die Anforderungen gestiegen: viel mehr Aufwand ohne entsprechenden Mehrertrag.

Der Weltcup ist aus Adelboden nicht mehr wegzudenken: was ist die Magie einer solchen Veranstaltung?

Man muss sehen, dass es für Adelboden eine Riesenchance ist, einen solchen Event zu haben. Wir können über hundert Stunden TV-Live erzeugen und haben 200 akkreditierte Journalistinnen und Journalisten, die über 300 Medienberichte platzieren.

Irgendwann muss man feststellen, dass man es nicht allen recht machen kann

Das Ereignis hat deshalb auch einen sehr grossen Wert in Adelboden selber.

Und trotzdem hatte es immer Nörgler: Sind Sie da nicht manchmal verzweifelt?

Irgendwann muss man feststellen, dass man es nicht allen recht machen kann. Die Hauptsache ist, dass man eine Mehrheit überzeugen kann, die sagt, das wollen wir, wir stehen dahinter. Dann funktionert das auch.

25 Jahre haben Sie diese Rennen organisiert. Während dieser Zeit hat die Konkurrenz nicht geschlafen, möchte auch solche Rennen veranstalten. Wie haben Sie es geschafft, die Rennen zu behalten?

Wir haben untereinander und unseren Leuten immer gesagt, dass wir jedes Jahr einen guten Job machen müssen. Dann kann man uns das Rennen nicht streitig machen.

Das Gespräch führte Michael Sahli.

Zwei Männer auf der vollbesetzten Tribüne am Weltcup-Rennen in Adelboden.
Legende: Bundesrat Johann Schneider-Ammann (rechts) unterhält sich am Rennen 2013 mit Peter Willen. Keystone

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