Einer, der in Deisswil aufgewachsen ist, dort lebt und arbeitet, ist Bauer Lorenz Stucki. Er betreibt Ackerbau, hat gut 40 Milchkühe und einen Hühnermastbetrieb mit über 11'000 Tieren. Für ihn ist das kleine Deisswil schlicht «der schönste Superfleck».
Deisswil bei Münchenbuchsee liegt rund zehn Kilometer nördlich von Bern, nahe der Autobahn in Richtung Biel.
Das kleine Bauerndorf ist gerade mal gut zwei Quadratkilometer gross und damit eine der kleinsten Gemeinden des Kantons Bern.
Im Ort stehen hauptsächlich Bauernhäuser – alte und schöne Bauernhäuser, die sich entlang der Hauptstrasse aufreihen.
Was in Deisswil heraussticht: Der tiefe Steuerfuss. Mit 0,89 ist er tiefer als in allen anderen Gemeinden im Kanton Bern.
Davon profitieren die Bauern in Deisswil, aber auch zwei Industriebetriebe. Zum Beispiel die Kiesgrube. Roman Giger, Werksleiter in Deisswil und Münchenbuchsee, sagt: «Wir sind hier wegen den kurzen Wegen. Entscheidend für die Wahl des Standorts waren die Steuern nicht.»
Auch Kurt Lüthi mag den Vorteil der Steuern nicht hervorheben. Der stellvertretende Geschäftsleiter des Fleischverarbeiters Lüthi & Portmann sagt, die Nähe zur Autobahn und die Verfügbarkeit von Bauland seien wichtiger gewesen. «Dass die Steuern hier so tief sind, haben wir nicht einmal gewusst.» Die Firma will nun in Deisswil weiterbauen. Bald sollen über 300 Leute dort arbeiten.
Wie schafft es die Gemeinde, einen solch tiefen Steuersatz anbieten zu können? Gemeindepräsident Fritz Rufer meint: «Wir schauen, dass wir unser Geld nicht mit grossen Kübeln ausgeben.» Investitionen würden gut geprüft, bei der Gemeindeverwaltung arbeite Deisswil mit der Nachbargemeinde Wiggiswil zusammen. Es heisst aber auch, dass der Müll nur einmal monatlich abgeholt wird. Geleert werden die Container von Münchenbuchsee. ÖV gibt es nicht, eine Schule auch nicht.
Profitiert Deisswil übermässig von umliegenden Gemeinden? Nein, sagt Fritz Rufer: «Wir sind gut integriert, wir machen bei der Feuerwehr in Münchenbuchsee mit, wir sind in Gemeindeverbände beim Sozialdienst und bei der ARA eingebunden. Da zahlen wir unsere Beiträge wie alle anderen Gemeinden auch.» Den Ruf nach einer Fusion schlägt Rufer aus: «Uns ist die Selbständigkeit wichtig.»