Es war ein Gnadenakt der Obrigkeit, dass Langnau vor 550 Jahren seine Märkte behalten durfte – zu weit weg von allen Städten war das Emmentaler Dorf. Langnau konnte sich so im Mittelalter und bis ins 20. Jahrhundert hinein als Wirtschafts- und Handelzentrum behaupten.
Langnau hat sein Marktrecht seit 1467 nur, weil Langnau zu weit weg von allen Städten war.
Eine Sonderausstellung im Emmentaler Regionalmuseum im Chüechlihus in Langnau setzt sich mit dieser prägenden Wirtschaftsgeschichte auseinander. Zudem hat das Bernische Historische Museum eine grosse Publikation zur Langnauer Keramik vorbereitet. Am Jubiläumsmarkt zeigten sich denn auch alte Handwerke. Ein Hingucker für zwei Tage.
Lebendige Tradition – aber die Zeiten ändern sich
Noch heute ist Langnau ein reger Marktflecken mit sechs grossen Jahrmärkten und wöchentlichen Märkten. Da trifft sich jung und alt. Aber diese Märkte sind nicht mehr das «Einkaufzentrum» für eine ganze Region.
Langnau ist ein grosser, wichtiger Markt. Aber wir müssen uns sehr anstrengen, damit wir über die Runden kommen
Zwar bieten Käser, Metzger, Bauern oder Kunstgewerbler ihre regionalen Produkte nach wie vor an, aber die Mehrzahl der Marktfahrer sind Profis. «Der Langnau-Märit ist wichtig. Da muss man hin. Aber die Zeiten sind härter geworden. Auch an uns geht das Internet-Zeitalter nicht spurlos vorbei», bilanziert Bruno Kammermann. Der langjährige Marktfahrer ist auch Vorstandsmitglied des Schweizerischen Marktverbandes.
Langnau hat Freude an seinen Märkten. Die Marktfahrer sind da und die Einheimischen auch. «Es bringt zweifellos Leben ins Dorf», sagt Gemeindepräsident Bernhard Antener. Er wünscht sich, dass Langnau seine Markt-Tradition noch etwas besser zur Geltung bringt. «Wenn man vergleicht, was an deutschen Weihnachtsmärkten abgeht, dann sind wir ganz schlechte Verkäufer.»