Niklaus von Flüe war ein Suchender. Er ist aber auch historische Figur und Projektionsfläche. Der Heilige, der vor 600 Jahren im Kanton Obwalden lebte, wurde schon immer von verschiedensten Interessengruppen verreinnahmt. Das Visionsgedenkspiel «vo innä uisä» nähert sich der Figur Niklaus von Flüe mit theatralischen Mitteln an und macht die unterschiedlichen Facetten seines Lebens sichtbar. Zentrale Rolle spielen Bruder Klaus' Visionen.
Holzpavillon als Spielstätte
Für die Aufführungen wurde eigens ein temporärer Theaterraum auf die Wiese gebaut. Er sticht heraus, der hellhölzerne Pavillon, der dieser Tage im Gebiet Chalofen die verstreuten Heugaden und Hütten überragt. 16 Meter breit und 25 Meter lang ist er. Hier, inmitten von Wiesen und Bergen, auf halbem Weg zwischen Sachseln und Flüeli-Ranft, werden bis Ende September Niklaus von Flües Visionen im Gedenkspiel «vo innä uisä» aufgeführt.
Kein Historienstück
35 Laiendarsteller und Chorsänger spielen mit beim Stück von Paul Steinmann, bei dem Geri Dillier Regie führt. Mit Schauspielszenen, Projektionen, Klängen, Gesang, Tönen und Bildern nehmen sie das Publikum mit in die mystische Welt von Bruder Klaus. Alles beginnt einen Tag nach dessen Tod. Aussagen von Zeitgenossen vermitteln im Verlaufe der Aufführung einen Gesamteindruck von Niklaus von Flüe. Bruder Klaus selber wird nicht dargestellt.
«Das Gedenkspiel ist kein Historienstück, keine Biografie, kein Festspiel», sagte Dillier. Inspiriert von der Melchaaschlucht, der nächsten Umgebung des Eremiten, werde die vielschichtige Welt der bildstarken Visionen einerseits und seines äusseren Lebens andererseits dargestellt.
«Wie ein Fass, das mit Honig gefüllt ist»
Bruder Klaus suchte nach einem Leben «vo innä uisä», aus der Mitte also, und hatte auf dieser Suche verschiedene Visionen. Eine davon, die Pilgervision, steht im Zentrum des Gedenkspiels. Bruder Klaus beschreibt darin eine Begegnung mit einem Pilger und wie ein Mensch nach dieser «voll liebender Demut» gewesen sei, «wie ein Fass, das mit Honig gefüllt ist, dass kein Tropfen mehr darin sein kann». Gelesen wird die Pilgervision vom Schweizer Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart.
Die Nachtmittags- und Abendaufführungen des Gedenkspiels dauern bis zum 30. September. Das Theater ist eines von elf Kernprojekten im Rahmen des Jubiläumsjahres. 270 Personen finden im Inneren des extra erichteten Theater-Kubus' Platz. Die Verantwortlichen erwarten für die 41 Aufführungen rund 11'000 Besucherinnen und Besucher. Ein Grossteil der Tickets sind bereits verkauft.