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70. Geburtstag Ottmar Hitzfeld: «Ich habe mich zur Ruhe gesetzt.»

Vom schüchternen Fussballstürmer zum souveränen Welttrainer.

Eigentlich wollte er Lehrer werden. Das Examen hatte er an der Pädagogischen Hochschule in Lörrach bereits bestanden. Doch der Fussball zog ihn in seinen Bann, führte ihn sogar zu einer Weltkarriere. Und am nächsten Samstag, 12. Januar 2019, feiert Ottmar Hitzfeld seinen 70. Geburtstag.

Start beim FC Basel

Alles begann mit einem Anruf der SR Delémont. Hitzfeld erinnert sich: «Die boten mir 15‘000 Franken. Das war damals sehr viel Geld. Doch, ich dachte, wenn diese mich wollen, kann ich es auch beim FC Basel versuchen.» Der schüchterne Ottmar musste sich 1971 überwinden, als er im Telefonbuch die Nummer von FCB-Trainer Helmut Benthaus raussuchte und ihn anrief, ob er mal probeweise mitkicken dürfte. Schon nach einem Training sagte Benthaus: «Du kannst auf das Sekretariat gehen und deinen Vertrag unterschreiben.» Doch das clevere Bürschlein Ottmar konterte: «Gut, aber nicht so schnell, ich komme wieder, aber mit meinem Bruder, der ist Rechtsanwalt.» Die Folge ist bekannt. Mit dem FCB wurde er zweimal Meister und später gewann er als Trainer mit GC auch zweimal diesen Wettbewerb.

Internationale Trainerkarriere

Mit dem Wechsel als Trainer zu Borussia Dortmund und später zu Bayern München begann seine erfolgreichste Fussballzeit. Sieben Mal wurde er Deutscher Meister und zweimal gewann er die UEFA-Champions League und einmal den Weltpokal. Logischerweise erhielt er auch das Prädikat «Welttrainer des Jahres»!

Er erlebte nicht nur glückliche Zeiten. In Dortmund hatte er anfänglich Heimweh. «Damit musste ich fertig werden. Ich konnte es doch nicht vor der Mannschaft eingestehen. Die hätten gedacht, ich sei ein richtiges Weichei.» Oder im legendären Final der Champions League 1999 führte er mit Bayern München bis zur 90. Minute 1:0. Doch in der Nachspielzeit erzielte Manchester United noch zwei Tore und gewann den Pokal. Während der Fussball-WM 2014 in Brasilien starb Ottmars Bruder. Just einen Tag vor dem Achtelfinal gegen Argentinien. Keine einfache Aufgabe, den Fokus in diesem Fall auf die Mannschaft zu richten und gleichzeitig deren Anteilnahme entgegen zu nehmen.

Hitzfelds ruhige und überlegte Denkweise führte dazu, dass er als Trainer stets einen Klub übernahm, wo er Deutsch reden konnte. «Ich hatte ein Angebot von Real Madrid. Doch bis ich Spanisch gelernt hätte, wäre ich schon entlassen worden.»

Als er sich vor fünf Jahren entschloss, in den Ruhestand zu treten, machte er diesen Entschluss auch nicht rückgängig, als ihm ein chinesischer Verein für anderthalb Jahre ein Salär von 25 Millionen Euros geboten hatte.

Jetzt kann er den Alltag geniessen, von Zeit zu Zeit ein Buch lesen, völlig entspannt und stresslos ein Fussballspiel verfolgen oder mit Freunden essen gehen. Das Wort «Lebensqualität» hat im Vokabular von Ottmar Hitzfeld einen besonderen Platz. «Viele meinen, die Trainer haben ein schönes Auto, ein schönes Haus, leben im Luxus ohne Sorgen. Doch Lebensqualität ist etwas anderes: ruhig schlafen, die Familie pflegen, ein Kunstdenkmal besichtigen und einiges mehr. So habe ich mich schon etwas zur Ruhe gesetzt!»

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