Die Pro Lej da Segl feiert ihr 75-Jahr-Jubiläum. Ohne diese Vereinigung wäre die Oberengadiner Seenlandschaft kein geschütztes Gebiet und auch kein Tourismusmagnet. Präsident Jost Falett blickt zurück.
SRF News: Jost Falett, warum ist die Pro Lej da Segl damals 1944 gegründet worden? Was war das für eine Zeit und wie war damals das Umfeld?
Jost Falett: Es hat jahrzentelange Diskussionen gegeben um die Nutzung der Wasserkraft. Den Silsersee wollte man nutzen und in Casaccia dann eine Zentrale machen. Die Diskussionen sind bis vor Bundesgericht gegangen. Aber es stellte sich auch die Frage: Können wir unseren Kindern zumuten, 99 Jahre auf diese Einnahmen zu verzichten. Man hat es gemacht. Und man ist gut damit gefahren.
Zu jener Zeit , also in den 40er-Jahren, war die Wasserkraft ein grosses Thema. Andere Gemeinden konnten dank der Wasserzinsen über viele Jahre grosse Einnahmen machen. Im Oberengadin haben sich dann regionale und lokale Politiker dagegen entschieden. Wie haben sie begründet?
Es waren vor allem Gemeindepräsidenten mit kantonaler und auch nationaler Unterstützung - frühere Bundesräte haben sich dafür eingesetzt und haben dort ganz klar mit dem Tourismus argumentiert. Auf diese Idee, die Landschaft so zu verunstalten, könne man nur kommen, wenn man von Tourismus keine Ahnung habe.
Damals hat man die Gemeinden dafür entschädigt, dass sie Verträge unterschrieben haben für den Schutz dieser Seenlandschaft. Die Gemeinde Sils hat 100'000 Franke erhalten, Stampa 200'000 Franken. Woher hat man damals das Geld geholt?
Das war schweizweit das erste Mal, dass man erkannt hat, einen Nutzungsverzicht muss man auch finanzieren. Und so ist die erste Taleraktion in der Schweiz entstanden. Der Bundesrat musste 20 Tonnen rationierte Milchschoggi freigeben und dann haben Buben und Mädchen in der ganzen Schweiz diese Taler verkauft und damit hat man das Geld zusammengebracht.
Erstmals erkannt - einen Nutzungsverzicht muss man auch finanzieren.
Später beim Schutz der Silserebene in den 70er Jahren ging es um mehr Geld. Dort waren es dann zwölf Millionen Franken. Die Gründer haben sich schweizweit eingesetzt und die Finanzierung hat schweizweit stattgefunden. Und darum muss man schon sagen: Diese Landschaft gehört schon ein bisschen der ganzen Schweiz.
Das Gespräch führte Sara Hauschild.