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85-jährige Zürcher Stewardess «Früher war das Fliegen noch etwas Besonderes»

Die Zürcherin Cécile Beck ist die wohl älteste Flugbegleiterin der Welt. Nach 60 Jahren in der Luft hört sie auf.

Der 18. Oktober 1959 wird Cécile Beck immer in Erinnerung bleiben. An diesem Tag jettet sie erstmals als Flugbegleiterin durch die Luft, trägt Bluse, Rock und Hut. Die Reise führt sie von New York nach Lissabon. 60 Jahre lang gehören Flugzeuge, Passagiere und Flughäfen fortan zu ihrem Leben.

Sie betreute Affen und Präsidenten

Wenn die 85-Jährige Ende September aufhört, kann sie auf eine Karriere mit eindrücklichen Erlebnissen zurückblicken. Einst transportierte sie etwa Affen, die dringend Insulin benötigten. Stundenlang suchten Cécile Beck und die Crew bei einem Zwischenhalt in Belgisch-Kongo einen Tierarzt – trotz Revolution im Land. Ein anderes Mal waren zwar Dutzende Ärzte wegen eines Kongresses an Bord. Einem Passagier mit Schlaganfall konnten sie aber nicht mehr helfen.

Beck erinnert sich aber auch gerne zurück an Passagiere wie Präsidenten, Schauspielerinnen oder Bürgermeister. Sie alle reisten früher nicht in einem Privatjet, sondern in der 1. Klasse. Eine ihrer Lieblingspassagiere war die bekannte Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald. «Sie war eine ganz feine Frau», schwärmt Cécile Beck, «etwas sehr Herzliches ging von ihr aus.»

Wie sich das Fliegen verändert hat

Die Passagiere früher gehörten zur Oberschicht, waren auf Flügen sehr gepflegt gekleidet. Das habe sich gewandelt, wundert sich Beck: «Heute sind die Passagiere manchmal schlimmer gekleidet, als wenn sie ins Fitness-Studio gehen würden». Wegen der tiefen Preise sei Fliegen heute nichts Besonderes mehr.

Gleichzeitig hätten sich die Ansprüche der Passagiere verändert. «Die Leute erwarten viel mehr, weil die Fluggesellschaften ihnen viel mehr versprechen.» Der Konkurrenzkampf zwischen den Airlines sei heute sehr gross, so Beck.

Cécile Beck heute
Legende: Ruhestand: Die wahrscheinlich älteste Flugbegleiterin der Welt fliegt bald nur noch privat. ZVG Albert Abrach

Und trotzdem – sie würde sich jederzeit wieder für ein Leben als Flugbegleiterin entscheiden. Dadurch erhalte man die Möglichkeit, viele Orte zu besuchen. «Auch wenn man nur 24 Stunden da ist, erhält man ein Gefühl von einer Stadt, einem Land.» Aber auch wenn Cécile Beck bald nicht mehr als Flugbegleiterin arbeitet: Abheben will sie privat weiterhin.

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