Das Haus von Leo Horlacher und Margrit Schöbi liegt an der Stadtgrenze zu Biel, auf Nidauer Boden. Vor dem Haus wächst ein riesiger Holunderstrauch, der zurzeit in voller Blüte steht. Hinter dem Haus hat sich das Ehepaar, das hier seine Kinder grossgezogen hat, ein kleines Paradies angelegt: einen Teich, auf welchem just an diesem Tag ein Entenpaar zu Besuch ist, Gemüsebeete und eine grosse, wilde Wiese.
An der Bahnlinie, die am Garten vorbeiführt, stehen alte Bäume. Der Älteste ist 150 Jahre alt. Der Fassade entlang rankt sich Efeu, das die Verwitterung des Hauses etwas kaschiert.
«Wir investieren hier gar nichts mehr», sagt Leo Horlacher. Denn sein Haus wird mit dem Bau des A5 Westasts «ganz einfach im Loch verschwinden», wie Horlacher sagt. Die Zukunft seines Hauses hat er in einer Zeichnung festgehalten:
Just an dieser Stelle wird dereinst nämlich die Auf- bzw. Abfahrt Bienne-Centre für den grösstenteils unterirdisch geplanten Westast der A5 gebaut.
«Wir gehen vor Gericht»
Das Ehepaar hat sich darauf eingestellt, das Haus verlassen zu müssen, welches die beiden seit fast 25 Jahren bewohnen. Dennoch: «Wir haben Einsprache erhoben und werden vor Gericht ziehen», sagt Leo Horlacher. Denn: «Es geht uns nicht nur um uns und unser Haus, sondern generell um das Projekt, welches wir als nicht sinnvoll erachten», sagt Margrit Schöbi.
Auch andere Häuser müssen der geplanten neuen Autobahn weichen, etwa das alte Schlachthaus gegenüber, auf der andern Strassenseite.
Das Ehepaar fürchtet die Zerstörung des Ortsbilds, macht sich aber auch Sorgen um die Luftreinhaltung und eine erhöhte Grundwasser- und Oberflächengewässerbelastung. Zudem machen die beiden geltend, dass die Autos im geplanten City-Tunnel bei einzelnen Auf– bzw. Abfahrten verbotene Kreuzungsmanöver durchführen müssten.
Schliesslich sind Leo Horlacher und Margrit Schöbi überzeugt, dass es bessere Lösungen gäbe als einen Tunnel mitten durch die Stadt Biel. Sie schlagen eine Umfahrung mit Tunnel auf der rechten statt, wie geplant, auf der linken Seeseite vor:
Das Ehepaar hat nun ein ganzes Team an Anwälten engagiert, um das Projekt verhindern zu können. Die beiden sind froh, dass sich mit dem Komitee «Westast so nicht» mittlerweile eine breite Front gegen das Projekt stellt. «Ich habe vor bald 20 Jahren mit meinem Kampf gegen das Projekt begonnen und rechnete mir maximal 10 Prozent Chancen aus, dieses verhindern zu können. Mittlerweile sind die Chancen auf 60 Prozent gestiegen», glaubt Leo Horlacher.
Am Dienstag ist die Einsprachefrist zum Projekt West-Ast der A5 in Biel abgelaufen. Beim kantonalen Tiefbauamt rechnet man mit 300 bis 500 Einsprachen.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03/17:30 Uhr)