Gemeinnützige Frauenvereine gibt es in der Schweiz schon lange. Im 19. Jahrhundert setzten sie sich für Notleidende ein. 1888 haben die Vereine in Aarau einen Verband gegründet. Erste Präsidentin war Maria Rosina Gschwind-Hofer aus Starrkirch bei Olten.
«Euer Ideal sei Sittlichkeit, Häuslichkeit – die glückliche Familie!» rief Maria Gschwind bei der Gründung den Frauen zu. Die Frauen der ersten Stunde stammten aus dem Mittelstand, erzählt die ehemalige Verbands-Präsidentin Regula Ernst. Ihnen ging es darum, den Frauen eine Arbeit und auch einen Verdienst zu ermöglichen. Ziel war die Besserstellung und Gleichberechtigung der Frauen.
Von der Haushaltshilfe zur Spitex
Das erste gemeinsame Unternehmen war die Haushaltungs- und Dienstbotenschule in Buchs. Die Frauen hatten den Kanton Aargau, die Stadt Aarau und andere gemeinnützige Organisationen bewegen können, namhafte Unterstützungsbeiträge zu leisten.
Immer mehr Gewicht erhielt die Ausbildung von Krankenschwestern. Der Verband machte sich stark für eine eigene Pflegerinnenschule mit Frauenspital in Zürich. Aus dem Engagement der Frauenvereine ging später die Spitex hervor.
Freiwillige zu finden, wird schwieriger
Heute sind die gemeinnützigen Frauenvereine äusserst vielfältig tätig: Sie organisieren Jass-Nachmittage für Senioren, Kochkurse, Ferienpässe für Schüler oder Babysitterkurse. Sie führen Brockenstuben, Kindertagesstätten, Buch-Börsen, Schüler-Mensen, Waldspielgruppen, und und und.
Das 125-Jahr-Jubiläum hat der Dachverband Schweizer Gemeinnütziger Frauenvereine am Mittwoch in Solothurn im Landhaus gefeiert, und wieder eine Solothurnerin zur Präsidentin gewählt. Priska Stalder aus Lohn-Ammannsegg hatte den Verband mit seinen 60‘000 Mitgliedern bislang ad interim geführt. Jetzt ist übernimmt sie Verbandsspitze offiziell.
Frauenvereine springen ein, wo es dem Staat zu teuer wird
Eine der grossen Aufgaben der Präsidentin: Sie muss neue Mitglieder gewinnen. 2003 war mit über 84‘000 Frauen die Spitze erreicht, seither schrumpft der Verein. Im Durchschnitt sind die Mitglieder über 60 Jahre alt. Menschen für Freiwilligen-Arbeit zu gewinnen ist schwierig geworden. Die Frauenvereine spüren den gesellschaftlichen Wandel wie andere Vereine auch.
Im Interview mit Radio SRF zeigt sich Priska Stalder indes überzeugt, dass die Freiwilligen-Arbeit wieder mehr gefragt sein wird. Je schwieriger es für die Gemeinden wird, ihre sozialen Angebote zu finanzieren, desto mehr wird wieder ehrenamtliches und gemeinnütziges Engagement gefragt sein.