Welches war der schönste Fussballmatch im Jahre 2015? Alex Miescher überlegt nicht lange. «Schöne Matches sind immer jene, bei denen wir gewinnen», sagt er im Gespräch mit dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF und nennt sogleich den 3:2-Sieg der Nationalmannschaft gegen Slowenien.
Bis zur 80. Minute hatte die Nationalmannschaft hinten gelegen und dann innert 10 Minuten drei Tore geschossen. «Das ist ein unvergessliches Erlebnis», sagt der Solothurner, der selber einmal Spitzensportler war. Als Schwimmer war Miescher fünffacher Schweizer Meister.
Der Reiseleiter und Troubleshooter
Seit 2009 ist Alex Miescher Generalsekretär des Schweizerischen Fussballverbands. Neben dem Präsidenten ist er die Nummer 1 des Verbands, der jährlich 60 Millionen Franken umsetzt. Seinen Job erklärt er vereinfacht so: «Wenn die Nationalmannschaft auswärts spielt, bin ich Troubleshooter und Reiseleiter. Wenn sie zu Hause spielt, bin ich der OK-Präsident der Matches und des Cup-Finals.»
Die Arbeit für die Nationalmannschaft nimmt aber nur 10 bis 15 Prozent seiner Zeit in Anspruch. Daneben ist er auch dafür verantwortlich, dass die 1‘400 Schweizer Fussballvereine Wochenende für Wochenende spielen können. Er koordiniert etwa die Schiedsrichter- und Trainerausbildung.
Spitzen-Fussball als Verlustgeschäft
Angesprochen auf den sportlichen Niedergang von regionalen Clubs wie dem FC Aarau oder dem FC Grenchen meint Alex Miescher: «Wir haben in der Region ein Problem mit dem Spitzensport.» Er stelle fest, dass die Prioritäten oft anders gesetzt werden, etwa in der Stadt Solothurn, die sehr stark auf Kultur setze.
«Es braucht mehr, wenn auf höchstem Niveau gespielt werden soll», hält Miescher fest. Also mehr Geld von Kantonen und Städten? Nicht nur. Etliche erfolgreiche Clubs lebten von Privaten, die viel Geld in eine Mannschaft steckten: «Wenn man auf höchstem Niveau spielen will, ist das in der Schweiz einfach oft ein Verlustgeschäft.»
«Höchste Zeit, dass durchgegriffen wird»
Mehr als der FC Aarau gab im Jahre 2015 der Fifa-Skandal zu reden. Als die Polizei am 27. Mai mehrere Fifa-Funktionäre aus ihrem Luxus-Hotel abführte, schaute die ganze Welt nach Zürich. Und was dachte Alex Miescher in diesem Moment? «Super Timing.» Kurz vor dem Fifa-Kongress war die ganze Tagesordnung, auf die man sich vorbereitet habe, plötzlich obsolet geworden.
«Auf der einen Seite macht es einen natürlich betroffen», kommentiert Miescher die Verhaftungen. «Auf der anderen Seite muss man sagen, dass wenn stimmt, was im Raum steht, ist es wohl höchste Zeit gewesen, dass mal durchgegriffen wird und jetzt hoffentlich die Richtigen zur Rechenschaft gezogen werden.»
Für den Fussball sei der Skandal katastrophal, meint der Generalsekretär des Schweizerischen Fussballverbands: «Dass man an den Stammtischen nicht mehr über die Fussballresultate des letzten Wochenende diskutiert, sondern über den Fifa-Skandal, ist sehr bedauerlich. Wenn es etwas Positives gibt, dann dass es Anzeichen gibt, dass man jetzt durchgreifen will.»
«Blatter hat fast nur Gutes gemacht»
Dass es bei der Fifa besser wird, wenn Joseph Blatter 2016 nicht mehr Präsident sein wird, glaubt Alex Miescher nicht. «Blatter hat fast nur Gutes gemacht. Wenn er einen Fehler gemacht hat, dann, dass er zu lange an der Macht festgehalten hat», sagt Miescher im Gespräch, das vor den neusten Entwicklungen rund um Joseph Blatter aufgezeichnet worden ist.
«Es wird sich dann noch zeigen, ob eine neue Führungsrige alles verbessern kann. Man ist bei einer weltumspannenden Organisation angewiesen, dass man überall gute Leute hat. Ob das von heute auf morgen gelingt, da bin ich nicht so sicher.»
Bei seinem eigenen Verband hält Alex Miescher Machenschaften, wie sie bei der Fifa offenbar vorkamen, für unmöglich. Man habe die Bücher auf mehrere Jahre zurück durchleuchtet. «Da ist nichts bei uns», betont Miescher.