Die Stiftung Frauenhaus Aargau Solothurn beherbergt unter ihrem Dach zwei unterschiedliche und gleich gewichtete Betriebe: das Frauenhaus Aargau Solothurn und die sozialpädagogische Wohngruppe Chleematt. 2012 waren im Frauenhaus total 96 Erwachsene, 93 Kinder und 6 Jugendliche untergebracht. Die grösste Gruppe seien die jungen Erwachsenen, sagt Leiterin Jael Bueno auf Anfrage.
Vergleichsweise grosses Haus
Das Frauenhaus Aargau Solothurn gilt als eines der grössten Häuser dieser Art in der Schweiz. Zwölf Zimmer stehen zur Verfügung, mit je Platz von einer bis zu fünf Personen. Der Betrieb des Hauses kostet über eine Million Franken pro Jahr und wird durch Kantons- und Gemeindebeiträge und private Spenden finanziert. Heute sei das Frauenhaus gut akzeptiert und eine wichtige Anlaufstelle, so Leiterin Jael Bueno weiter.
Frauenhaus Aargau Solothurn auf Kurs
Gewalt in der Ehe ist unterdessen in der Schweiz eine Straftat. Das habe sensibilisiert, auch bei der Polizei, sagt Jael Bueno, Leiterin des Frauenhauses. «Früher war Gewalt in der Familie ein Tabu», weiss Bueno. «Die meisten Frauen, welche das Frauenhaus aufsuchen, werden systematisch mit Gewalt konfrontiert, die Situationen sind meist sehr prekär», erzählt Bueno aus ihrem Alltag.
Die Sicherheit im Frauenhaus sei in solchen Fällen wichtig. Deshalb erfährt die Öffentlichkeit auch den genauen Ort des Hauses nicht. Frauen können maximal 90 Tag im Frauenhaus bleiben. Sie werden psychologisch begleitet. Zudem wird den Frauen bei der Wohnungssuche geholfen. Ziel ist ein eigenständiges Leben ohne Gewalt.
30 Jahre Frauenhaus – Pionierkanton Aargau
Aus der ehemaligen Freiwilligenarbeit für Benachteiligte wurde eine professionelle Institution für benachteiligte Frauen und Kinder. Sozialarbeiter und Psychologinnen wurden eingestellt. Der Aargau war ein Pionier. «Der Aargau wird oft unterschätzt», so Martha Pfister, ehemalige Stiftungsrätin des Frauenhauses Aargau.
Gesellschaft war bereit – Kritik aber vorhanden
Pfister war bei der Gründung des Frauenhauses vor 30 Jahren dabei. Sie war damit Mitbegründerin des zweiten Frauenhauses in der ganzen Schweiz. «Wir merkten, dass die Gesellschaft reif war dafür. Das Frauenstimmrecht war bereits da. Es brauchte aber viel Aufklärungsarbeit und viel Geld», erinnert sich Pfister. «Uns wurde vorgeworfen, wir würden Familien auseinander reissen.» Mit Vorträgen und Aufklärungsarbeit habe man aber viel erreicht, so die engagierte Stiftungsrätin aus Riniken.
Es gibt noch viel Arbeit
Diese Aufklärungsarbeit sei auch nach 30 Jahren noch nötig, ist Pfister überzeugt. «Jeder Hundebesitzer, jeder Lehrling erhält eine Ausbildung. Aber Eltern mit Kindern erhalten keine Ausbildung in Sachen Partnerschaft und Kindererziehung. Hier braucht es eine noch bessere Begleitung der Eltern, über das Säuglingsalter hinaus», so Martha Pfister.