Die Spannung unter den Medienschaffenden war gross am Freitag, kurz nach Mittag. Wen würde die SP aus dem Hut zaubern als zweite Kandidatur neben dem Bisherigen Urs Hofmann?
Häufig war in den letzten Tagen der Name Pascal Bruderer genannt worden. Auch gut informierte SP-Kreise hatten diesen Namen genannt. Es würden Gespräche laufen, hiess es.
Pascale Bruderer will nicht in die Regierung
Als dann aber Yvonne Feri an der Medienkonferenz erschien, war klar: Die SP portiert die Wettinger Nationalrätin und Gemeinderätin. Hatte die SP-Leitung eine Absage von Pascale Bruderer erhalten? Oder hatte vielmehr die SP ihrer Ständerätin eine Absage erteilt und ihr Yvonne Feri vorgezogen?
Das SP-Präsidium liess dazu an der Medienorientierung nichts verlauten. Ein Anruf bei Pascale Bruderer bringt dann die Klärung. Ja, es hätten Gespräche stattgefunden. Nein, Druck für eine Kandidatur sei auf sie nie ausgeübt worden. Und nein, sie wolle nicht für die Regierung kandidieren. «Ich will Ständerätin bleiben», mit dieser Aussage am Telefon beendet Pascale Bruderer alle Spekulationen über eine mögliche Regierungskandidatur.
Hätte sie kandidiert, wäre der Erfolg wohl programmiert gewesen. Wo immer Pascale Bruderer in den letzten Jahren für ein politisches Amt antrat (Einwohnerrat, Grosser Rat, Nationalrat, Ständerat) schaffte sie es locker im ersten Anlauf. Für die SP Aargau wäre sie die Idealbesetzung gewesen.
Yvonne Feri mit der «Ochsentour»
So gesehen ist Yvonne Feri «nur» die zweite Wahl. Doch eine, die bei genauerem Hinsehen viel Substanz hat, mehr politisches Know How wohl als Pascale Bruderer. Der politische Rucksack von Yvonne Feri beinhaltet:
- 10 Jahre Erfahrung als Grossrätin im Kanton Aargau
- 10 Jahre Erfahrung als Gemeinderätin (Exekutive, Ressort Soziales) in Wettingen
- 5 Jahre Erfahrung als Nationalrätin in Bern
- Kenntnis der Politik auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene
Yvonne Feri sagt über sich selber: «Ich habe viele Kompetenzen, ich bin durchsetzungsstark, ich bin ausdauernd, ich kenne meine Dossiers und ich habe viel Führungserfahrungen.» Politisch gesehen hat sie das absolviert, was gemeinhin als «Ochsentour» angesehen wird, das Hocharbeiten von einer politischen Ebene zur nächsten.
Den Hut wechseln
Allerdings: Yvonne Feri hat auch ein Image, und zwar das einer ziemlich radikal-feministischen Politikerin. Und Politik-Ratings zeigen, dass sie sehr weit links politisiert.
Feri sagt, man müsse differenzieren. Als Mitglied einer Legislative, wie es der Nationalrat sei, könne man sehr pointiert Politik machen. Als Präsidentin der SP-Frauen haben sie sich tatsächlich immer wieder zu Frauenfragen verlauten lassen.
Als Mitglied einer Exekutive aber, zum Beispiel im Gemeinderat Wettingen, habe sie einen völlig anderen Hut an. Dort zähle das Parteibuch wenig. Es gehe darum, gemeinsam und parteiübergreifend Lösungen zu finden.
Ich weiss ganz genau, wann ich das Parteibuch zur Seite legen muss.
Das Kriterium Region
Yvonne Feri wohnt und politisiert in Wettingen. Wahltaktisch gesehen wäre es für sie von Vorteil, wenn sie im Freiamt oder in der Region Zofingen wohnen würde. Ihr Problem: Der Bezirk Baden stellt mit Stephan Attiger (FDP) schon einen Regierungsrat. Und mit Markus Dieth sehr wahrscheinlich schon bald einen zweiten. Der Wettinger Gemeindeammann kandidiert nämlich für die CVP.
Er soll der CVP den frei werdenden Sitz des scheidenden Roland Brogli sichern. Dieth hat sehr grosse politische Erfahrung und ist im ganzen Kanton bekannt. Wahlbeobachter gehen deshalb davon aus, dass Dieth die Wahl in die Regierung schafft, eventuell schon im ersten Wahlgang.
Bringt die SP mit Yvonne Feri dann tatsächlich eine dritte Person aus der engeren Region Baden in die Regierung? Darauf angesprochen sagt Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Aargau: «Die Kandidaturen der SP sind geografisch ausgewogen. Urs Hofmann kommt aus Aarau. Yvonne Feri aus der Region Baden.»