Die Bücherlager in vielen Schweizer Bibliotheken sind randvoll. Fünf Kantone haben haben deshalb beschlossen, in Büron bei Sursee eine gemeinsame Speicherbibliothek zu bauen.
In der 30 Millionen teuren Lagerhalle können sie Bücher aufbewahren, welche nicht so häufig ausgeliehen werden und deshalb nicht unbedingt in den einzelnen Bibliotheken selber aufbewahrt werden müssen. Der Bau ist weit fortgeschritten, am 6. Januar 2016 findet die Einsegnung statt.
Am Betrieb sind die Kantone Solothurn, Aargau, Zürich, Luzern und Basel-Stadt beteiligt. So jedenfalls war es bislang geplant. Am Mittwoch hat jetzt aber der Aargau mitgeteilt, dass er doch nicht mitmacht und auf einen Beitritt zum Verein «Kooperative Speicherbibliothek Schweiz» verzichtet.
Der Aargau behält nur noch Aargauisches
Thomas Pauli, Leiter Abteilung Kultur des Kantons Aargau, begründet den Ausstieg mit einer neuen Bibliotheks-Strategie. Künftig werde die Aargauer Kantonsbibliothek nur noch Bücher mit einem Bezug zum Aargau langfristig archivieren. Ein Krimi von Dan Brown hingegen wird nach einigen Jahren entsorgt, wenn ihn niemand mehr ausleihen will.
Wenn die Aargauer Kantonsbibliothek weniger Bücher sammelt, braucht sie aber auch weniger Platz. Pauli geht davon aus, dass der interne Platz noch für 20 Jahre reicht und die Beteiligung an der externen Speicherbibliothek deshalb nicht mehr nötig ist.
Aargau zahlt Entschädigung
Weil der Aargau 2013 eine Absichtserklärung unterschrieben hat, kann er nicht gratis aus dem Projekt Speicherbibliothek aussteigen. Er muss eine Entschädigung in der Höhe von 400'000 Franken zahlen. Zum Vergleich: Hätte sich der Aargau am Betrieb der Speicherbibliothek beteiligt, hätte ihn das jährlich 220'000 Franken gekostet.
Beim federführenden Kanton Luzern heisst es auf Anfrage von Radio SRF, man sei nicht glücklich mit dem Ausstieg der Aargauer. Dank der Entschädigung von 400'000 Franken entstehe aber kein Schaden. Die für den Aargau vorgesehene Lagerfläche in der Speicherbibliothek könne sicher bald jemand anderem vermietet werden.
Solothurner wechseln zu grösserem Verbund
Der Rückzieher des Kantons Aargau hat Auswirkungen auf den Kanton Solothurn. Die Solothurner Zentralbibliothek war bislang dem Aargauer Bibliotheksnetz ABN angeschlossen. Weil sich die Aargauer nun nicht an der Speicherbibliothek beteiligen, die Solothurner aber schon, mussten sich die Solothurner einen anderen Bibliotheksverbund suchen.
Fündig geworden ist die Zentralbibliothek beim grossen Informationsverbund Deutschschweiz Basel/Bern (IDSBB). Die Solothurner Zentralbibliothek wird 2016 ihre Daten in den neuen Verbundkatalog überführen.
Für die Benutzer sei der neue Verbund eine grosse Bereicherung, teilt die Zentralbibliothek auf ihrer Internetseite mit. Auf einen Klick erhalte man Zugang zu über 5 Millionen Titeln aus 200 Bibliotheken.