Die Krankenkasse Birchmeier mit Sitz im aargauischen Künten ist mit 12'000 Versicherten nicht nur eine der kleinsten im Land, sondern mit 133 Jahren auch die älteste. Als weitere Spezialität versichert sie in der Grundversicherung nur Aargauer. Solothurner oder Zürcher werden nicht aufgenommen.
Nun ist die kleine Kasse ins Visier des Bundes geraten. Die Versicherten der Krankenkasse Birchmeier profitierten von zu niedrigen Prämien, mit denen die Kasse nicht genügend Rückstellungen bilden konnte, teilte das Bundesamt für Gesundheit am Donnerstag mit. Seit Anfang Jahr habe sich die finanzielle Lage des Versicherers verschlechtert.
Mehr Kunden, deutlich höhere Kosten
Im August 2015 hatte die Krankenkasse Birchmeier noch mit einem grösseren Gewinn für das laufende Jahr gerechnet. Die Zahl der Versicherten bei der Kasse mit traditionell tiefen Prämien nahm seit Anfang Jahr jedoch stark zu: um rund 2000. Geplant habe man mit wenigen hundert, sagt Birchmeier-Präsident Thomas Naef zu Radio SRF.
Der starke Anstieg der Versicherten habe zu einem überdurchschnittlichen Leistungsanstieg und zu einer raschen Verschlechterung der finanziellen Lage des Krankenversicherers geführt, hält das Bundesamt für Gesundheit fest. Die Krankenkasse verfüge nicht mehr über die erforderlichen Reserven, um ihre Verpflichtungen erfüllen zu können.
Die angeordnete Erhöhung der Prämien um 20 Prozent ab 1. September bis zum 31. Dezember soll dazu beitragen, dass sich die finanziellen Verhältnisse der Kasse wieder stabilisieren. Dass der Bund einer Krankenkasse eine unterjährige Prämienerhöhung verordnet, ist selten. Letztmals ist es 2012 vorgekommen, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit auf Anfrage.
Birchmeier wehrt sich
Die Krankenkasse Birchmeier wehrt sich gegen diese Massnahme. Sie sei unnötig, sagt Präsident Thomas Naef: «Unsere Reserven genügen, um die Leistungen bis Ende Jahr problemlos zu bezahlen.»
Die Krankenkasse hat eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Weil dem Fall aber die aufschiebende Wirkung entzogen wurde, müssen die Prämien jetzt trotzdem ab September erhöht werden.
Das ärgert Thomas Naef zusätzlich: «Dadurch spielt es keine Rolle mehr, wenn dann Ende Jahr das Verwaltungsgericht kommt und sagt, Birchmeier habe eigentlich Recht gehabt. Weil dann ist es schon gelaufen.»
Kündigung möglich
Die Versicherten der Krankenkasse Birchmeier erhielten in diesen Tagen die neuen Versicherungsdokumente, heisst es bei der Krankenkasse. Wer die Krankenkasse wechseln möchte, kann seinen Vertrag mit einer Frist von einem Monat, also bis Ende Juli, schriftlich kündigen und muss sich gleichzeitig einer neuen Krankenkasse anschliessen.
Thomas Naef geht davon aus, dass etliche Mitglieder der Kasse nun den Rücken kehren. Das ist zwar gut für die Finanzen: Die Reserven sind dann wieder so hoch, wie das Gesetz verlangt. Was bleibt ist aber ein grosser Image-Schaden, befürchtet Naef.