Kurt Keller nimmt es gelassen. «So lange ich noch Rohstoffe habe und gut auf den Beinen bin, produziere ich weiter Seile», sagt der rüstige ehemalige Landwirt aus Villigen im unteren Aaretal. So rattern auch heute noch die Maschinen in seiner Seilerei, wenn er Lust und Zeit hat.
«Sobald wir gehen konnten, durften wir beim Seilen zuschauen»
1976, als sein Vater starb, sprang Kurt Keller ein. Gefragt waren vor allem Stricke und Halfter für Kühe, welche Keller zu tausenden herstellte.
In der fünf auf zehn Meter kleinen Werkstatt produzierte der Landwirt aber ebenso Springseile, Seile für den Auto-Abschleppdienst oder Aufzugsseile.
Gelernt hatte Kurt Keller das Handwerk von seinem Vater. «Sobald wir gehen konnten, durften wir beim Seilen zuschauen, wurden dann schnell eingespannt und lernten das Handwerk automatisch.»
Konkurrenz Kunststoff
Vor knapp vierzig Jahren waren solche Seile sehr begehrt, in den 1980er-Jahren kam der rasante Dämpfer. «Mit dem Aufkommen der Spannsets aus Kunststoffbändern und dem neuen Tiergesetz, welches das Anbinden der Tiere im Stall mit Seilen verbot, brach die Nachfrage rasant ein. Mit der industriellen Herstellung im Ausland konnten wir nicht mehr mithalten», erzählt Kurt Keller.
«Es gibt auch ein Leben ohne Seilerei»
Aufgegeben hat der pensionierte Landwirt aber nicht. Sein Lager ist übervoll und noch immer produziert er kleine Mengen.
Dass seine Kinder und Enkel den Betrieb nicht übernehmen möchten, stört ihn nicht. Es gäbe auch ein Leben ohne Seilerei, meint er schmunzelnd und knöpft einen Kalberstrick fertig.