Der Aargau und die Unternehmen sollten das eigene Potenzial besser nutzen. Rund 40'000 Hochqualifizierte würden jeden Tag in andere Kantone zu Arbeit fahren. Das besagt eine Regionalstudie der NAB, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Hier ist von einem «Brain Drain» die Rede.
Hochqualifizierte seien im Aargau untervertreten. Der Anteil der Bevölkerung mit Hochschulabschluss oder höherer Fach- und Berufsbildung liegt gemäss Studie um drei Prozentpunkte unter dem schweizweiten Durchschnitt von 33 Prozent.
Die sechs Aargauer Wirtschaftsregionen unterscheiden sich stark im Bildungsstand. Während Baden und Mutschellen überdurchschnittlich viele Hochqualifizierte aufweisen, sind diese in Aarau, in Brugg/Zurzach, im Freiamt und im Fricktal deutlich untervertreten.
Fricktal als Hightech-Region
Insgesamt dominiert im Industrie- und Hightech-Kanton Aargau die berufliche Grundbildung wie die Berufslehre. Obwohl der Bildungsstand im Aargau steigt, besteht noch immer eine deutliche Lücke zum Landesmittel. Der Aargauer Bildungsdirektor Alex Hürzeler begründet dies gegenüber Radio SRF damit, dass der Kanton Aargau traditionellerweise ein typischer Industrie- und KMU Kanton sei.
Deshalb würden viele den Weg der Berufslehre wählen. Das sei gut so, auch wenn die Studie die Entwicklung bestätige, dass die Wachstumbranchen künftig vermehrt hochqualifizierte Arbeitskräfte benötigen werden.
Auch ich sehe ein, dass wir uns vermehrt um hochqualifizierte Arbeitskräfte bemühen müssen.
Als Industriekanton ist der Aargau auf Fachkräfte angewiesen. Rund jeder vierte Beschäftigte ist in der Industrie tätig - schweizweit ist es nur gut jeder sechste. Besonders hoch ist mit 14 Prozent der Beschäftigungsanteil der Spitzenindustrie. Der Schweizer Wert liegt bei 8 Prozent.
Eine eigentliche Hightech-Region ist gemäss Studie das Fricktal. 40 Prozent der Beschäftigten arbeiten in der Industrie, davon mehr als die Hälfte in der Spitzenindustrie wie Chemie.
Viele Arbeitspendler
Die hohe Pendlermobilität reduziere das tatsächliche Angebot an Qualifikationen im Aargau, heisst es in der Regionalstudie weiter. 40'000 der rund 100'000 Wegpendler seien hochqualifiziert.
Umgekehrt ist die Ausgangslage bei der Aargauer Spitzenindustrie. Die Studienautoren nennen die Maschinen- und Elektronikbranche sowie die chemisch-pharmazeutischen Unternehmen. Diese seien ein Magnet für hochqualifizierte Arbeitskräfte aus anderen Kantonen und verzeichneten als einzige Branche einen Nettozufluss von Pendlern.
Fachhochschule als Motor
Der Aargau stellte als Mitträger der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) Weichen zur Ausbildung von Arbeitskräften für die Wachstumsbranchen, wie es in der Studie heisst. Arbeitsplätze würden in Zukunft vor allem in der Spitzenindustrie, in Dienstleistungsbranchen sowie beim Staat und im Gesundheitswesen geschaffen.
Diese Arbeitsplätze würden anspruchsvoller werden. Auf diesen Wandel habe der Kanton reagiert und sich durch die Zusammenarbeit der FHNW mit der Universität Basel und dem Paul-Scherrer-Institut (PSI) als Bildungskanton positioniert. Wichtig sei, dass der Wissenstransfer von Bildung und Wissenschaft in die Wirtschaft gestärkt werden könne. Dies bestätigt auch der Aargauer Bildungsdirektor Alex Hürzeler: «Wir müssen schauen, dass wir die Vernetzung optimieren können.»
Standortqualität besser, aber grosse regionale Unterschiede
In Sachen Standortqualität hat der Aargau im Vergleich zu 2014 wieder einen Rang aufgeholt. Aargau liegt in diesem Jahr gemäss Indikator der Grossbank Credit Suisse auf Platz fünf – hinter den Kantonen Zug, Zürich, Basel-Stadt und Schwyz.
Die Unterschiede innerhalb des Aargaus sind jedoch gross: Die Region Baden liegt auf Rang 5 von 110 Regionen, das Freiamt auf Rang 32.