Geld sei gleichzeitig gut und böse, beflügle und fessle, argumentieren die Ausstellungsmacher aus Lenzburg. Das Thema Geld sei politisch allgegenwärtig und brisant. Gleichzeitig sei es aber auch ein sehr persönliches Thema. Das eigene Geld ein Tabu, erklärt Projektleiter Detlef Vögeli im Interview mit Radio SRF. Es sei höchste Zeit, darüber zu reden, finden er und sein Team.
Ich habe durch die Ausstellung Distanz gewonnen zum Geld.
Die Ausstellungsmacher haben es verstanden, schon im Vorfeld der Eröffnung für Gesprächsstoff zu sorgen. Sie kauften von den Befürwortern der Grundeinkommen-Initiative vier der acht Millionen Fünfräppler ab, welche das Komitee vor rund einem Jahr medienwirksam vor das Bundeshaus in Bern gekippt hatte.
In der Ausstellung liegen die Fünfräppler in einem grossen Raum auf dem Boden. Die Idee: Hier kann der Besucher im Geld schwimmen. Er wird allerdings erleben müssen, dass dies physikalisch gar nicht möglich ist, auch wenn die Comic-Figur Dagobert Duck es immer wieder vorgemacht hat.
SRF-Reporter Alex Moser «schwimmt im Geld»
Wie viel Geld ist genug?
Geld ist eine Glaubenssache, gibt Freiheit, wird als Motivationsmittel eingesetzt, ist Wohlstandmass oder Wertmassstab und - «Time is money». Dies sind einige der Aspekte, die das Stapferhaus den Besuchern näher bringt. Geschichtliches wird aufgezeigt oder Denkanstösse geliefert.
Informationen zur Ausstellung
Beim Ausstellungsrundgang ergründen die Besucher die Kraft des Geldes, den Unterschied zwischen Preis und Wert sowie das Zusammenspiel von Geld und Glück. Das Wunder der unendlichen Geldvermehrung, die Verteilung des Geldes auf die Gesellschaft und das Bruttoinlandprodukt (BIP) als Mass aller Dinge sind weitere Bereiche.
Auf Geld verzichten – mit Geld prahlen?
Das Stapferhaus-Team suchte im Vorfeld auch Menschen, mit denen man das Thema «Geld» illustrieren kann. Es sei einfacher gewesen, Menschen zu finden, die kein Geld haben. Also Menschen, die bewusst darauf verzichten, oder Menschen, die darauf verzichten müssen, wie zum Beispiel Sozialhilfeempfänger.
Personen, die mit ihrem Geld in einer öffentlichen Ausstellung prahlen, habe man nicht gefunden. Am Schluss seien die meisten «Reichen» nicht bereit an einer Ausstellung aufzutreten, sagt Projektleiter Vögeli im Interview mit Radio SRF. Eine ganz ähnliche Erfahrung machten übrigens auch Radio- und Fernsehreporter von SRF, die mit unterschiedlichen Menschen die Ausstellung besuchten.
Die Vorbehalte der «Reichen» seien klar, meint Detlef Vögeli. Man könne diese Haltung gar nicht positiv darstellen, hätten die angefragten Vermögenden argumentiert. Und dann abgesagt.
Die Ausstellung blickt historisch zurück und will das Thema, wie in den bisherigen Ausstellungen auch, von verschiedenen Seiten beleuchten. Zum Schluss entscheidet der Besucher, wie viel ihm die Ausstellung wert ist. Der Eintrittspreis ist also individuell. Das habe man bewusst so gemacht, sagen die Organisatoren.
Neubau für künftige Ausstellungen in Lenzburg geplant
Die Ausstellung im Zeughaus Lenzburg startet am 15. November und dauert rund ein Jahr. Das Stapferhaus plant für künftige Ausstellungen einen Neubau in der Nähe des Bahnhofs. Der Kanton Aargau hat einen grösseren Betrag an das sogenannte «Haus der Gegenwart» bewilligt. Der grosse Teil der Finanzierung ist damit gesichert.
Das Stapferhaus kann also mit dieser Ausstellung und der gesicherten Finanzierung des neuen Gebäudes das Thema «Geld» ad acta legen.