Anton Gehrig aus dem aargauischen Künten besuchte wegen einer leichten Lernbehinderung eine heilpädagogische Schule.
Dort habe er zuerst Lesen und Schreiben gelernt, bei einem Lehrerwechsel sei es dann abwärts gegangen. «Wohl auch, weil ich in der Schule nur Blödsinn gemacht habe und mich nicht genug anstrengte.»
Er sei aber auch von niemandem richtig gefördert worden. Auch zu Hause nicht. Mit abgesägten Hosen sei er nach der obligatorischen Schulzeit dagestanden, ohne Chance auf eine Ausbildung.
Mein Ziel wäre, einmal eine Zeitung oder Zeitschrift lesen zu können.
Seither arbeitet er als Hilfsarbeiter und versucht seine Lese- und Schreibschwäche mit Ausreden wie, er habe seine Brille vergessen, zu kaschieren. «Man geniert sich schon, ich erzähle kaum jemandem davon.»
Die Wende brachte Gehrigs Chef, der Getränkehändler Rolf Aellig. Er stellte ihn unter der Bedingung an, dass er einen Schreib- und Lesekurs für Erwachsene besucht. Dort macht der 51-jährige, der das ABC nochmals von Grund auf lernen musste, langsam aber stetig Fortschritte.