«Wir sind in Windisch mit unserem Rekrutierungszentrum eingemietet und könnten dieses in die Kaserne Aarau verlegen», erklärte Bundesrat Ueli Maurer am Dienstag gegenüber Radio SRF den überraschenden Entscheid. Auch für die Stellungspflichten wäre Aarau verkehrstechnisch günstiger gelegen, betonte zuvor Armeechef André Blattmann an einer Medienkonferenz.
Mit dem neuen Rekrutierungszentrum könnte der Standort Aarau erhalten bleiben, so die Armeespitze. Das Kompetenzzentrum Militärmusik würde in der Kantonshauptstadt bleiben, zusätzlich würde das Kommando der Territorialregion 2 von Kriens nach Aarau verlegt.
Hohe Kosten und andere Pläne für Aarauer Kaserne
Es gibt zwei Hürden, die das VBS für diese Pläne überwinden muss. Einerseits kostet ein neues Rekrutierungszentrum in der altehrwürdigen Kaserne in Aarau wohl eine ziemlich grosse Stange Geld. Unklar ist vorerst, wer für diese Kosten aufkommen soll. Der Kanton ist Besitzer des Kasernenareals, die Armee hat das Areal im Baurecht bis ins Jahr 2030 übernommen.
«Die Frage ist, ob das einen Mieterausbau gibt, also die Armee dafür bezahlt. Oder ob das der Kanton bezahlen müsste. Da müssen wir noch Lösungen finden», erklärt die Aargauer Militärdirektorin Susanne Hochuli im Regionaljournal von Radio SRF.
Die zweite Hürde formuliert Bundesrat Ueli Maurer so: «Wir können das machen, wenn der Kanton das möchte. Das ist noch ein bisschen offen.» Widerstand könnte vor allem aus der Stadt Aarau selber kommen. Stadtpräsident Marcel Guignard hatte schon im Vorfeld betont, dass man durchaus Verwendung hätte für das grosse Kasernenareal mitten in der Stadt.
Stadtpark im Kasernenareal?
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Am Tag der Entscheidung aus Bern gibt sich Stadtpräsident Guignard diplomatisch. Vom Entscheid sei man in Aarau überrascht. «Wir haben damit gerechnet, dass die Armee entweder geht oder die Infanterie in Aarau lässt.» Ein Rekrutierungszentrum sei eine ganz neue Option. «Da stellt sich die Frage, ob so ein Zentrum auch eine zivile Nutzung des Areals zulässt.»
Guignard könnte sich vorstellen, dass man neben den militärischen Gebäuden einen für die Bürger offenen Stadtpark gestaltet, vielleicht sogar mit einem Restaurant. Eine solche Nutzung sei heute unmöglich: «Da stehen Radpanzer auf dem Platz und es liegen Gewehre in den Rechen, deshalb ist das Areal geschlossen.»
Truppenunterkünfte in kleineren Gemeinden schliessen?
Verzichten will der Bund auch auf Millitärunterkünfte in den Gemeinden. Die Truppenunterkünfte in Menziken, Kölliken, Erlinsbach und Unterentfelden sollen geschlossen werden. Je nach Unterkunft sind das über 100 Plätze. Ob diese Unterkünfte als mögliche Asylunterkünfte in Frage kommen, könne man noch nicht sagen, heissts es beim zuständigen Departement auf Anfrage des Regionaljournals. Grundsätzlich möglich sei es, solche Truppenunterkünfte als Asylunterkünfte zu nutzen.
Reaktion aus Aarau bis Ende Januar
Die Begeisterung in Aarau hält sich also in Grenzen. Zugleich zeigen sich die kantonalen und kommunalen Entscheidungsträger aber offen für die Diskussionen mit dem VBS. Bis Ende Januar kann der Kanton nun Stellung nehmen zu den Plänen der Armeespitze. «Die Meinung der Stadt ist dabei wichtig», betont Susanne Hochuli.
Auch Bundesrat Ueli Maurer lässt sich aktuell noch alle Optionen offen. «Wenn es nicht gelingt, dann steht die Kaserne Aarau zur Verfügung», sagte er nach der Medienkonferenz in Bern. Die Entscheidung über die Zukunft der Kaserne Aarau liegt nun also in den Händen von Kanton und Stadt.
In Windisch plant man derweil bereits an einer Zukunft ohne Rekrutierungszentrum. Die Gebäude könnten sicherlich umgenutzt werden, glaubt Gemeinderätin Heidi Ammon. Die 32 Arbeitsplätze würden die Gemeinde schmerzen, auch eine zukünftige Nutzung müsste deshalb eine gewisse Wertschöpfung generieren. Trotz des Bedauerns, auch in Windisch ist zu spüren: Der Wegzug der Armee wäre wohl keine Katastrophe.