Auf den ersten Blick sehen die Polofelder aus wie ein Golfplatz: Fein säuberlich gemäht und schön gepflegt. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch zwei Tore, die an den Enden der jeweiligen Plätze stehen. Es handelt sich um Poloplätze, die ab nächsten Sommer für Spiele zur Verfügung stehen werden.
Nitratwerte senken dank einem Polofeld-Rasen
Beim Projekt auf dem Birrfeld geht es aber nicht nur ums Polospielen. Das Landstück sollte nämlich nicht als Ackerland genutzt werden, erklärt Heiner Bracher. Er ist Bauern und Mitinhaber des Stall Bracher, wo die Ponys untergebracht sind. Würde der Boden regelmässig genutzt und umgepflügt, würde zu viel Nitrat ins Grundwasser gelangen.
Denn der Boden im Birrfeld hat sehr viel Kies, welches kaum eine Filterfunktion hat. Gras, wie eben ein Polorasen, funktioniert hingegen sehr gut als Filter. Das sieht auch der Kanton Aargau so. Er hat dem Unterfangen den Segen erteilt. Dafür war ein Baugesuch nötig, erklärt Felicitas Siebert, Abteilungsleiterin im Bereich Baubewilligungen des Kantons. Eine Umnutzung hingegen war nicht nötig.
Dieser Entscheid ist nicht ganz eindeutig. Aber wir wissen, dass es allen Betroffenen dient.
Diesen Entscheid fällte der Kanton nach langen Diskussionen. Denn eine Freizeitbeschäftigung wie Polospielen in der Landwirtschaftszone geht eigentlich nicht. «Es ist nicht ganz eindeutig. Aber weil wir wissen, dass es allen Betroffenen dient», erklärt Siebert. «Hinzu kommt, dass dabei niemand zu Schaden kommt und weil es korrigierbar wärde, darum lasse sich dieser Entscheid im Sinne der Beteiligten verantworten.» Fünf Jahre lang wird das Polofeld nun betrieben. Danach analysiert der Kanton den Nutzen und entscheidet neu.
Legacy Polo Club trainiert vier Mal in der Woche auf dem Birrfeld
Schon jetzt trainiert Stefan Locher mit seinen drei Mitspielern des Rocinante Polo Teams zwar vier Mal in der Woche. Polo ist eine Mischung aus Golf und Reiten, erklärt Locher gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF.
Links zum Thema
«Der wichtigere Teil ist jedoch das Reiten. Das muss man so gut beherrschen, dass man beim Spielen gar nicht mehr ans Reiten denkt.» Beim Spiel geht es darum, den Ball als Reiter auf einem Pony mit einem Stock ins gegnerische Tor zu schlagen.
Und: Polo ist auch ein Spiel mit vielen Traditionen. So muss der Stock immer in der rechten Hand gehalten werden, und die Zügel in der linken. «Das gilt auch für Rechtshänder», schmunzelt Stefan Locher, der zugleich Präsident des Legacy Polo Clubs ist. Und: Die Spieler dürfen nur Hosen tragen, die weiss sind.
«Polosport machen ist nicht teuer, den Platz pflegen aber schon»
Das Klischee, dass man nur mit einer dicken Geldbörse Polo spielen kann, stimmt laut Locher nicht. «Man muss auch nicht selber ein Ross besitzen um spielen zu können. Dieses kann man auch mieten. Ein Stock kostet zwischen 100 und 150 Franken».
Teurer ist hingegen die Wartung des Platzes, denn dieser ist bis zu sieben Mal grösser als ein Fussballplatz, und er muss alle zwei Wochen gemäht werden. «Da gibt es pro Jahr schon Kosten im fünfstelligen Frankenbereich», erzählt Locher. Der Ort sei übrigens ideal: «Wir brauchten einen Platz, der sehr eben und gut erschlossen ist», erklärt Locher. Dank der A1 und dem Autobahnkreuz Birrfeld sei dies nun optimal.
Argentinisches Flair statt «Glanz und Glamour»
Dass auch gleich ein Flugplatz daneben steht, sei Zufall. Das sei nicht für die Reichen und Schönen gedacht, wie beispielsweise in St. Moritz. «Ich kenne wenige, die ein Kleinflugzeug haben und so zu einem Spiel kommen würden», überlegt sich Stefan Locher.
Glanz und Glamour steht denn auch nicht im Vordergrund, präzisiert der Clubpräsident. «In Argentinien, wo der Sport sehr populär ist, spielt das jeder - egal ob Metzger oder Geschäftsmann». Das sei das Vorbild für den Legacy Polo Club. Im Juni 2014 wird das erste Spiel auf dem Birrfeld gespielt.