Mit seiner Stellungnahme zum Stationierungskonzept des Bundes liegt der Aargauer Regierungsrat nun grundsätzlich auf der gleichen Linie wie der Stadtrat und der Einwohnerrat von Aarau. Diese betrachten das sehr zentral gelegene Kasernenareal als Filet-Stück. Es soll zivil genutzt werden und der Stadtentwicklung dienen.
Der Kanton ist Besitzer des Kasernen-Areals und vermietet dieses dem Bund. Dieser Vertrag läuft bis 2030. Die Regierung will den Vertrag erfüllen, aber nicht verlängern.
Das Kasernenareal ist attraktiv. Die Regierung hat entschieden, dass eine zivile Nutzung im Vordergrund steht.
Weil das Militär die Kaserne für Kampftruppen nicht mehr braucht, bietet sich als Übergangslösung eine neue Nutzung als Rekrutierungszentrum an.
Ein Rekrutierungszentrum betreibt die Armee derzeit in Windisch. Sie will es aber nach Aarau verlegen. Das sei sinnvoll, meint die Aargauer Regierung. Die Kaserne würde dann nämlich nicht leer stehen.
Vor allem aber hat der Bund ein Interesse daran, die Kaserne weiterhin zu nutzen. Auch wenn sie leersteht, muss der Bund nämlich dem Kanton Miete bezahlen. Deshalb würde es für den Bund Sinn machen, den Mietvertrag für das Rekrutierungszentrum in Windisch zu kündigen und die Anlage nach Aarau zu verlegen.
Allerdings kostet der Umbau der Kaserne viel Geld. Es handle sich um einen Mieterausbau, findet die Regierung, bezahlen solle deshalb der Bund. Der Bund sieht das aber umgekehrt, er möchte, dass der Kanton den Löwenanteil bezahlt. In dieser Frage besteht noch viel Klärungsbedarf.
Skepsis in Aarau und Windisch
Aaraus Stadtpräsidentin Jolanda Urech äussert in dieser Angelegenheit erst ihre persönliche Meinung. Dass die Regierung grundsätzlich entschieden habe, das Kasernenareal zivil zu nutzen, sei richtig. «Allerdings bin ich etwas enttäuscht, dass das erst ab 2030 möglich sein soll. Ich hätte mir gewünscht, dass schon ab 2018 sukzessive zivile Nutzungen möglich wären.»
Urech wird die Situation an der nächsten Sitzung des Stadtrates besprechen. Sie will dann darauf drängen, das Gespräch mit dem Kanton zu suchen. In seiner Stellungnahme schreibt die Regierung nämlich, dass man Aarau die Planung nicht verbauen will. Urech: «Vielleicht ist das ein Hintertürchen für ein schnelleres Vorgehen.»
Wenig erfreut ist man in Windisch. Im Rekrutierungszentrum stehen 32 Vollzeitstellen auf dem Spiel – viel für eine strukturschwache Gemeinde wie Windisch. Daneben gibt es aber noch einen zweiten Unsicherheitsfaktor: Das Gebäude des Rekrutierungszentrum gehört einer privaten Firma. Es liegt im unteren Dorfteil von Windisch, ein Teil, der sich in den letzten Jahren stark entwickelt hat.
Viel Wohnraum ist am Entstehen, auch Gewerbe soll angesiedelt werden. Das Rekrutierungszentrum ist ein riesiger Puzzle-Stein in der Entwicklung des Quartiers. Wenn nicht klar ist, wie es mit diesem Zentrum weitergeht, ist auch nicht klar, wie man rundherum planen kann.