Mit einem wachsamen Blick steuert Pascal Studer die «MS Biber» über die Aare. Auf der Höhe Lüsslingen hat er eine Gruppe Kajakfahrer entdeckt. Sofort verkleinern sich seine Augen, er schaut genau hin, ob dort alles stimmt. «Doch, auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung. Diese Leute tragen Schwimmwesten, solche mit einem Kragen», resümiert Studer.
Seit dem letzten Jahr ist das Pflicht. Für Kajakfahrer, aber auch für Gäste auf einem Boot oder für Stand-up-Paddler. Das sind die Aarebenutzer, auf einem Surfbrett stehen und mit einem Paddel vorankommen.
Studer ist seit 2012 das, was man gemeinhin als Chef der Wasserpolizei bezeichnet. Doch Studer korrigiert: Der richtig Begriff ist «Technischer Leiter Sondergruppe Schifffahrt». Studer ist 45 Jahre alt und seit 24 Jahren bei der Kantonspolizei Solothurn. Als neuer Chef der Sondergruppe nimmt es Studer genau. Wenn man die Aarebenutzer fragt, nimmt er es sogar genauer als seine Vorgänger. Doch auch diese Meinung korrigiert Studer.
Ich bin nicht strenger als meine Vorgänger. Ich setze einzig um, was das Gesetz vorgibt.
Studer gibt aber auch zu, dass er das Gesetz konsequenter umsetzt als seine Vorgänger dies getan haben. Bis zu zwölf Mal pro Monat macht die Kantonspolizei Solothurn Kontrollen auf der Aare. Zu diesem Zweck hat sie auch ein Promille-Messgerät dabei.
Seit Anfang diesem Jahr sind die Gesetze auf dem Wasser härter geworden. Früher musste der Führer eines Motorbootes «fahrtüchtig» sein. Heute gilt ein Grenzwert von 0,5 Promille. Wer darüber liegt, wird bestraft. Und wer über 0,8 Promille im Blut hat, muss zudem seinen Schiffs-Führerausweis abgeben.
AAre
Das gilt neuerdings auch für die Benützer von Schlauchbooten, Schwimmringen oder Surfbrettern. Kontrollieren Pascal Studer und seine Kollegen nun jeden Aare-Benützer, den er sieht? «Nein, das werden wir nicht. Ich muss sicher auch noch die richtige Linie finden. Aber wenn wir eine Gruppe Leute beispielsweise mit einer Bierharasse sehen, werden in einer ersten Phase sicher nicht warten, bis die Bierharassen leer sind», erklärt Studer.
Nadelöhr: Aare-Insel
Die Strecke zwischen Solothurn und Altreu ist auf für die Kantonspolizei Solothurn ein Brennpunkt, hier läuft viel und hier befindet sich ein Nadelöhr: Der Bereich um die Aare-Insel von Nennigkofen.
Der Seitenarm, auf dem auch die Kursschiffe fahren, ist der idyllischere und gerade mal 60 Meter breit. Laut Studer ist es hier aber nicht gefährlich, weil es eng ist, sondern weil manche Leute nicht wissen, wie sie sich verhalten müssen.
«Grundsätzlich hat das Kursschiff Vortritt vor allen anderen», erklärt Studer. Auch deshalb, weil das Kursschiff im Notfall nicht einfach so bremsen und noch ausweichen kann. Häufig sind aber Schwimmer genau in der Mitte der Aare unterwegs, dort wo der Strom am stärksten ist.
Der obere Kantonsteil ist besonders beliebt
Nicht nur der Bereich Solothurn-Altreu ist stark befahren, insgesamt ist die Aare im oberen Kantonsteil viel stärker bevölkert und genutzt als der untere Teil. «90 Prozent von dem, was auf der Aare läuft, passiert im oberen Kantonsteil», erklärt Studer.
Vor allem im Hochsommer ist die Aare dort sehr beliebt, auch bei Auswärtigen. «Wir stellen fest, dass jetzt auch Bootsführer aus den Kantonen Bern und Neuenburg bei uns die Aare geniessen.» Laut Pascal Studer gab es bis in den letzten Jahren keine groben Unfälle auf der Aare, im Zusammenhang mit den vielen Benutzern. Dass es aber mehr geworden sind, kann er bestätigen.
Polizist Studer ist erstautn, dass nicht mehr passiert
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Pascal Studer gibt zu: «Es ist tatsächlich erstaunlich, dass nicht mehr passiert.» Dafür gibt es innerhalb der einzelnen Benutzergruppen keine wirklichen Spannungen, glaubt er. «Ob hier zehn Personen nebeneinander erholen oder nur einer alleine, es hat genug Platz, sodass man sich gegenseitig nicht in die Quere kommt.»
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)