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Bild 1 von 7. Urs gehört zum Team der Velofahrer und möchte seinen Nachnamen nicht nennen, er arbeitete früher als Banker. Als sein Partner starb, ging er beim Erbe leer aus und musste plötzlich selber ins Portemonnaie greifen. Sein Lohn wurde gepfändet, bis er arbeitslos wurde. Heute ist er froh, nicht nur vom Staat zu leben, sondern wieder arbeiten zu können. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 2 von 7. Urs holt eine Bestellung im Solotmarkt ab und bespricht den Lieferschein mit Kassiererin Pia Moser. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 3 von 7. Bis zu 100 Kilogramm können die Container-Velo von Collectors transportieren. Heute hat Urs nur eine Tragtasche und eine Packung WC-Rollen zu transportieren. Er musste aber auch schon mehrere Liter Bier liefern, die jemand für ein Fussballspiel der Europameisterschaft bestellt hatte. Das sei schon etwas schwerer gewesen, so der ehemalige Banker. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 4 von 7. Sofia Flück erhält von Urs die Sachen heim geliefert, die sie am Vormittag im Manor gekauft hat. Diese Lieferung hat die Solothurnerin 4.50 Franken gekostet. Das sei nicht viel, sagt sie. Nun überlegt sie sich, ein Jahresabo zu lösen. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 5 von 7. Fünf Fahrräder stehen dem Projekt in Solothurn zur Verfügung. Untergebracht sind Velos und Mitarbeiter bei «Pro Work», der bewachten Velostation des Haupbahnhofs in Solothurn. Seit dem 1. Juli gibt es das Projekt «Collectors». Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 6 von 7. Geschäftsleiter Philipp Keel (von links nach rechts) bespricht die bereits eingegangenen Bestellungen mit Urs, Severin und Ueli. Während Urs und Severin als Fahrer Waren abholen und ausliefern, nimmt Ueli die Telefone mit den Bestellungen entgegen. Eigentlich wären es vier Fahrer, zwei davon haben aber bereits wieder einen Job gefunden. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
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Bild 7 von 7. Mathias Lüscher ist Inhaber des Velokuriers Solothurn. Eigentlich die Konkurrenz der Collectors, doch Lüscher wiegelt ab. «Wir sind schneller, aber auch teurer.» Man arbeite eher zusammen als gegeneinander. Aufträge mit schweren Lasten gebe er an die Collectors ab, sie hingegen tun dasselbe mit Kunden, die es sehr eilig haben. Bildquelle: Bähram Alagheband/SRF.
Philipp Keels Job als Geschäfsleiter ist alles andere als gewöhnlich: Es ist noch keine Woche her, seit das Projekt «Collectors» begonnen hat, und schon sind von fünf Mitarbeitern zwei wieder weg. «Eigentlich hatten wir zu Beginn vier Velofahrer, die Einkäufe abholen und den Kunden bringen», erklärt der junge Mann, «doch mittlerweile haben zwei der vier Velofahrer schon wieder einen Job.»
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Gekommen um zu gehen
Das ist anstrengend, weil bald schon wieder zwei neue Personen eingearbeitet werden müssen. Doch genau das ist die Idee: Sie kommen, um wieder zu gehen. «Collectors» ist ein Umwelt- und Sozialprojekt. Ein Sozialprojekt deshalb, weil es Arbeitslosen und anerkannten Flüchtlingen den Weg in die Berufswelt ebnen soll.
Das Projekt soll ausserdem durch die Reduzierung von Autofahrten die Umwelt schonen. Schwere Einkäufe müssen nicht mit dem Auto getätigt werden, sondern können selber eingekauft und zum Schluss durch die «Collectors»-Angestellten nach Hause geliefert werden. Der grüne Anstrich des Projekts hat also einen Inhalt. Doch was bringt das einem Arbeitslosen?
Neue Jobs finden durch's Velofahren
Klar: Velofahren und Einkäufe abliefern alleine bringt einem keine neue Stelle, das weiss auch Geschäftsleiter Keel. Aber: «Pünktlich sein, gepflegt auftreten, mit Kunden arbeiten - all das ist wichtig, wenn jemand eine Arbeit finden will», sagt Keel.
Seit diesem Monat gibt es die «Collectors». Ihr Zuhause haben sie in der Velostation am Bahnhof Solothurn. Das ist praktisch. Ist gerade nichts zu tun, helfen die Velokuriere in der Velostation aus.
Ein Projekt wie ein Puzzle
Auch sonst ist das Projekt «Collectors» mit vielen verschiedenen Partnern verstrickt, ähnlich wie ein Puzzle. Die Gemeinden Zuchwil und Solothurn sind die Initianten, beides Energiestädte. «Anfangs ging es vor allem um den grünen Aspekt. Doch dann wurde klar, dass man hier auch im Sozialen ansetzen kann», erzählt Keel.
Die Sozialen Dienste der beiden Gemeinden teilen dem Projekt die Personen zu. Mehrere Einkaufsgeschäfte, darunter auch bekannte Namen wie Migros, Coop, Denner oder Manor, sind ebenfalls Partner. Dort können Kunden ihre Einkäufe an einem vorbestimmten Ort deponieren, einen Lieferschein ausfüllen und 4.50 Franken bezahlen. Den Rest erledigen Mitarbeiter vor Ort und die Kuriere.
«Praktisch ist, dass wir so gar nicht mit Bargeld hantieren müssen», fügt Keel an. Alles passiert zwischen Kunde und Geschäft. Die Velokuriere sind also nicht mit einem Portemonnaie unterwegs.
Es braucht noch viele Aufträge
Das Startkapital von 160'000 Franken haben die beiden Gemeinden Solothurn und Zuchwil, verschiedene Organisationen sowie Firmen in Form von Geld oder Material wie den Velos gespendet. Das sollte bis anfangs nächstes Jahr reichen, meint der Geschäftsleiter. Und dann sollte sich der Betrieb, der über einen Trägerverein läuft, selbst finanzieren.
Bis jetzt haben die Kuriere 15 Lieferungen erledigt und 7 feste Abonnenten gewonnen, die einen Fixpreis bezahlen und damit so viele Lieferungen erhalten, wie sie wünschen. Das Ziel wäre, pro Jahr zwischen 15'000 und 20'000 Lieferungen zu machen, sagt Geschäftsleiter Philipp Keel.