«What a year!» twitterte Daniela Ryf im September. Die Spitzenathletin aus Feldbrunnen reitete auf einer Erfolgswelle. Und es sollte noch besser kommen: Vergangenes Wochenende wurde die 27-Jährige Zweite am Ironman in Hawaii.
Ihr Kommentar? «Naja, nun bin ich offiziell bescheuert», schreibt Daniela Ryf auf ihrer Internetseite. Noch vor einem Jahr dachte sie, dass sie nie im Leben einen Ironman machen würde. Sie fand es «total bescheuert», 3,86 Kilometer zu schwimmen, dann 180 Kilometer Rad zu fahren und noch einen Marathon von 42 Kilometern anzuhängen.
Im falschen Sandkasten
Was führte zum Umdenken? Es war der neue Trainer Brett Sutton. «Ich begann zu begreifen, was mein Coach seit Monaten versuchte mir klar zu machen, dass ich bisher im falschen Sandkasten gespielt hatte».
Ryf war vorwiegend bei Rennen über die Olympische Distanz gestartet: 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen. Ryf probierte den vermeintlich härteren Ironman aus, und plötzlich war der neue Sandkasten «nicht mehr so crazy».
Sie trainiere zum Teil sogar weniger als früher für den Weltcup, sagt Daniela Ryf. Erholung brauche es nach einem Ironman auch nicht mehr. Und über den Ironman Zürich, den sie im Juli gewonnen hat: «Der Ironman Zürich fühlte sich wie ein sehr langer Trainingstag an, nur dass man die ganze Zeit essen darf und dabei noch angefeuert wird».
Sportliche Familie
Die neuen Erfolge haben Daniela Ryf auch einen neuen Spitznamen gebracht: «Stella» - die pinke Version der Angrybirds. Ihren eisernen Willen habe sie von ihren Eltern, sagt die Feldbrunnerin. Die Mutter war Marathonläuferin, der Vater Bergsteiger. «Er war grösseren Herausforderungen ausgesetzt als 9 Stunden schnell zu schwimmen, radfahren und laufen».
Mit dem zweiten Platz in Hawaii ist die Triathlon-Weltmeisterin auf der Mitteldistanz, Europameisterin auf der Olympischen Distanz und Europameisterin auf der halben Ironman-Distanz, jetzt also auch noch Ironman-Vize-Weltmeisterin. Und nun?
«Wie viele Jahre ich das noch mache, das weiss ich nicht», sagt Daniela Ryf. Ihr nächstes Ziel sei natürlich der Sieg am Ironman Hawaii 2015. Generell formuliert Ryf ein eher ungewöhnliches Ziel: Sie wolle noch fitter werden. «Fit sein ist ein Lebensgefühl. Und wenn man merkt, dass man noch fitter wird, dann ist das unbeschreiblich.»
Verdacht auf Doping: «Das tut weh»
Die Spitzenleistungen von Daniela Ryf wecken auch Zweifel: Online-Kommentatoren fragen sich, ob bei solchen Leistungen «alles mit rechten Dingen zu geht». Daniela Ryf treffen solche Äusserungen: «Das tut weh. Diese Leute merken offenbar nicht, was alles dahinter steckt.» Sie habe schliesslich über Jahre ihre Kondition aufgebaut.
Die aktuellen Erfolge bringen Daniela Ryf enorme Publizität. Am Freitag vor dem Interview im Radiostudio stand ein Foto-Shooting mit einem People-Magazin auf dem Programm. Ryf hofft nun auch auf neuen Geldgeber: «Für einen Sponsor habe ich noch Platz auf meinem T-Shirt.»
Für einen Sponsor habe ich noch Platz auf dem T-Shirt.
Mit dem aktuellen Einkommen kann Ryf gut leben. «Als Triathletin geht es einem gut, wenn man ganz vorne ist.» Allerdings: Das Preisgeld von 60'000 Franken am Ironman im Hawaii kann Ryf nicht ganz behalten, wie sie im Gespräch lachend verrät: «Ein Drittel geht allein an die amerikanischen Steuerbehörden.»