Socken, die nicht stinken. Tischtücher, die Rotwein nicht aufsaugen. Tennisschläger, die nicht zerbrechen. Nanotechnologie macht das alles möglich, dank winziger Teilchen, die einem Material eine andere Eigenschaft geben.
Martin Bopp hat den Auftrag, den Aargau zum Nanotechnologie-Kanton zu machen. Bopp ist Geschäftsführer des Hightech-Zentrums Aargau. An dessen Standort in Brugg fand am Montag eine Tagung statt. Das Ziel: Firmen für die neue Technologie und für den Standort Aargau zu begeistern.
Radio SRF: Wieviele Firmen, die mit Nanotechnologie arbeiten, konnten Sie schon in den Kanton Aargau locken?
Martin Bopp: Unser Ziel ist primär, die bestehenden Firmen im Aargau beim Umsetzen der Nanotechnologie zu unterstützen. Wir haben bereits 200 Unternehmen besucht und rund 200 Projekte im Bereich Nanotechnologie gestartet.
Es geht also nicht darum, neue Arbeitsplätze zu schaffen, sondern, die bestehenden Firmen zu überzeugen, auf Nanotechnologie zu setzen, damit sie innovativer werden und nicht von der Konkurrenz abgehängt werden?
Genau. Es geht darum, die breiten Möglichkeiten der Nanotechnologie dort einzusetzen, wo es Sinn macht. Es macht nicht bei jeder Firma Sinn. Aber dort, wo es Sinn macht, möchten wir einen Beitrag leisten, damit die Technologie genutzt werden kann.
Nanotechnologie macht nicht bei jeder Firma Sinn.
Rennen Sie bei den Firmen offene Türen ein oder müssen Sie viel Überzeugungsarbeit leisten, damit Firmen sich mit der Nanotechnologie beschäftigen?
Wichtig ist, dass eine Firma eine Fragestellung hat, die man mit Nanotechnologie lösen kann. Man kann mit Nanotechnologie nicht alles lösen, aber bei bestimmten Anwendung kann sie Sinn machen. Zum Beispiel, wenn man eine Anti-Haft-Beschichtung auf ein Bauteil bringen möchte.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wo im Aargau Nanotechnologie bereits eingesetzt wird?
Eine mögliche Anwendung ist die Modifikation von Oberflächen. Das macht beispielsweise die Firma Epimedical. Sie stellt Implantat-Teile her. Die stützen den Knochen beim Zusammenwachsen. Wenn der Knochen dann zusammengewachsen ist, möchte man das Implantat aber wieder entfernen. Deshalb sucht man jetzt eine spezifische Oberfläche der Metall-Teile, damit der Knochen nicht mit dem Implantat verwächst. Das kann man mit einer Strukturierung im Nanobereich erreichen.
Es ist noch wenig über die Folgen dieser winzigen Teilchen bekannt. Man hört zuweilen, dass es gefährlich sein kann, wenn Nanopartikel beispielsweise aus Kleidern, Sonnencréme oder Seife in den Körper oder ins Abwasser gelangen. Bei Nano-Titandioxid gibt es Hinweise, dass es Krebs auslösen kann. Setzen Sie auf das richtige Pferd, wenn Sie den Aargau zum Nanotechnologie-Kanton machen wollen?
Wie bei allen Materialien ist der richtige Umgang damit wichtig. Ein nationales Forschungsprojekt hat die gesundheitlichen Aspekte von Nanotechnologie untersucht. Und da wurde herausgefunden, dass beispielsweise die Haut eine gute Barriere ist, dass die Haut keine Teilchen in den Körper lässt. Der einzige gefährliche Weg sind die Atemwege, und da muss man beim Verarbeiten halt Schutzmassnahmen treffen, wie man das beim Autolackieren ja auch machen muss mit einer Schutzmaske.
Sie sehen also kein Risiko, dass wie beim Asbest in einigen Jahren plötzlich niemand mehr mit der Nanotechnologie zu tun haben will?
Das ist schwierig vorauszusagen. Ich weiss aber, dass man Nanotechnologie sehr viel besser untersucht hat und viel mehr darüber weiss als bei Asbest, das man einfach genutzt hat und erst im Nachhinein festgestellt hat, dass es gefährlich ist. Und in der Nanotechnologie geht es ja nicht nur um kleine Teilchen, sondern zum Beispiel auch um eine Beschichtung einer Oberfläche, die sehr dünn ist. Und so eine Beschichtung ist fest verbunden mit dem Material, da kann eigentlich nichts passieren.
Am Montag gab es in Brugg die Tagung «Nano & Industrie - Wo stehen wir in der Praxis?». Was braucht es denn in den nächsten Jahren noch, damit der Aargau zum Nanotechnologie-Kanton wird?
Wichtig ist, dass möglichst viele Unternehmungen von dieser Möglichkeit Gebrauch machen können, wo es Sinn macht. Genau dafür sind wir vom Hightech-Zentrum da. Wir haben Experten, welche die Unternehmungen beraten können. Und wenn es eine Lösung gibt mit Nanotechnologie, können wir Experten vermitteln. Wenn aber eine andere Technologie Sinn macht, schlagen wir natürlich diese vor, und können so die Unternehmungen weiterbringen in ihren Möglichkeiten.