Mit grossem Mehr stimmte das Thurgauer Parlament letzten Mittwoch der Änderung des Begriffs Gemeindeammann zu Gemeindepräsident beziehungsweise Gemeindepräsidentin zu. Als Argument wurde vor allem der Widerspruch bezüglich der Gleichstellung von Mann und Frau betont. Gemeindeammann oder Frau Gemeindeammann sei keine weibliche Form hiess es, und gehöre deshalb abgeschafft.
Mit dieser Änderung ist der Aargau nun der letzte Schweizer Kanton, der die Begriffe Frau Gemeinde- oder Frau Stadtammann kennt. Vor gut vier Jahren lehnte das kantonale Parlament eine Umbenennung in Gemeinde- oder Vizepräsidentin ab, man blieb bei der Bezeichnung Ammann beziehungsweise Frau Ammann. Die Mehrheit berief sich damals auf die Tradition und die Verankerung des Begriffs in der Bevölkerung.
Tradition überwiegt
Eine Haltung, die Renate Gautschy, Frau Gemeindeammann von Gontenschwil und Präsidentin der Aargauer Gemeindeammännervereinigung, heute noch teilt: «Der Begriff Ammann hat etwas Nostalgisches, verbunden mit einem grossen Verantwortungsgefühl», sagt sie. Für sie ist der Wechsel zum Begriff Gemeindepräsidentin deshalb kein Thema, auch als Frau nicht.
Allerdings ist der Terminus Gemeindepräsidentin auch im Aargau kein Tabu. Es ist den einzelnen Amtsträgern beziehungsweise den Gemeinden überlassen, welche Titel sie wählen wollen. In Aarau heisst die Frau Stadtammann deshalb nun Stadtpräsidentin, in Spreitenbach wird aus dem Gemeindeammann bald einmal ein Gemeindepräsident.
Begriff Ammann ohne Zukunft
Renate Gautschy ist überzeugt, dass mit der Zeit der Begriff Ammann ohnehin verschwinden wird. «Mit den kommenden Generationen von Politikerinnen und Politikern werden wir irgendwann einmal nichts mehr anderes kennen als die Bezeichnungen Präsidentin oder Präsident.»