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Aargau Solothurn Der Aargauer Auenschutzpark ist keine Vision mehr

Im Juni wird die Aue «Chly Rhy» in Rietheim eröffnet. Es ist das letzte grosse Teilstück des Aargauer Auenschutzparkes. Ungefähr ein Prozent des Kantonsgebiets gilt dann als Auenlandschaft. Damit ist umgesetzt, was eine Volksinitiative als Minimum fordert. Und beim Minimum bleibt es auch.

Der Mensch hat die Natur entlang der Aargauer Flüsse weitgehend zerstört. Um Ackerland zu gewinnen und um Kraftwerke zu bauen, wurden die Fliessgewässer gezähmt, in enge Betten gezwängt.

Auen-Schutzpark Aargau

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Die Volksinitiative «Auen-Schutzpark – für eine bedrohte Lebensgemeinschaft» wurde 1993 mit 95'000 Ja zu 45'000 Nein angenommen. Sie verlangt, dass «mindestens» 1 Prozent der Kantonsfläche Auenlandschaften sind. Dieses Ziel ist praktisch erreicht. Wenn die letzten Flächen renaturiert sind, hat der Park eine Fläche von rund 16 Quadratkilometern.

Nun braucht es wieder den Menschen, um der Natur ein wenig Raum zurückzugeben. Seit einigen Monaten lärmen in Rietheim am Rhein die Baumaschinen. Sie baggern einen neuen Flusslauf aus und graben Weiher.

Dann wird die Flusslandschaft wieder ungefähr so sein, wie sie einmal war. Ein Gewässer, das sich verändern kann und das auch einmal über die Ufer treten darf. Der Fluss gestaltet seinen Raum selber – das ist die Definition einer Auenlandschaft. Diese ist nie gleich, sie verändert sich und schafft dadurch Lebensräume für Amphibien, Vögel und Pflanzen.

Das Minimum ist geschafft

Mit der Aue Rietheim gelten im Aargau nun ca. 16 Quadratkilometer als Auen-Gebiete. Damit ist die Volksinitiative für einen Auenschutzpark umgesetzt – im Minimum. Denn laut Initiativtext soll «mindestens» 1 Prozent der Kantonsfläche Auen sein.

Noch habe man das Ziel nicht erreicht, findet Johannes Jenny, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau. Es gäbe noch weitere Gebiete an der Reuss, am Rhein und an der Aare, die man renaturieren könnte. Ca. 1.2 Prozent des Aargaus sollten Auen sein, findet Jenny.

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Damit ist seine Forderung weit weniger radikal als jene von Pro-Natura-Aargau-Präsident Thomas Urfer. Dieser hatte kürzlich an einem Podiumgespräch gefordert, dass die Fläche des Auenschutzparkes verdoppelt werde.

Das sei nicht ganz realistisch, widerspricht ihm sein Geschäftsführer: «Es gibt gar nicht mehr so viele Gebiete, die man wieder zu Auen aufwerten könnte.» Johannes Jenny weiss, dass nur schon eine Ausweitung auf 1.2 Prozent eine Knacknuss ist. Die Naturschützer stossen nämlich auf den Widerstand der Bauern.

Bauern wollen produzieren

Diese anerkennen den Auenschutzpark Aargau als wichtige Errungenschaft. Ihrer Meinung nach ist der Park aber fertig gebaut. Sie sind gegen eine Vergrösserung. Ralf Bucher, Geschäftsführer des Bauernverbandes Aargau: «Alles, was wir an den Park geben, fehlt uns als Produktionsfläche. Und wenn wir hier weniger produzieren können, müssen wir mehr Lebensmittel importieren, was unökologisch ist.»

Im Aargauer Richtplan sind noch einige kleine Gebiete definiert, die zum Auenschutzpark geschlagen werden sollen. Aber ob es tatsächlich dazu kommt, muss die Politik entscheiden. Und diese hat es nicht eilig.

Oberste Priorität hat der Auenschutz nicht (mehr) im Aargau. Schuld daran sei auch das Geld, sagt Umweltdirektor Stephan Attiger: «Es hat noch Projekte in der Pipeline. Aber wir müssen sie wegen der angespannten finanziellen Situation gestaffelt angehen. Deshalb ist der Fahrplan langsamer als ursprünglich geplant.»

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