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Bildmontage: Jonas Fricker und Luzi Stamm im Nationalratssaal
Legende: Jonas Fricker (links) und Luzi Stamm: 24 Jahre Erfahrungsunterschied im Parlament, aber beide geben dem Rat gute Noten. Keystone/Montage SRF

Aargau Solothurn Der Alterspräsident und der Neuling: «Sachlicher als man meint»

Beide wohnen in Baden, beide politisieren im Nationalrat: Jonas Fricker (Grüne) ist erst seit zwei Wochen im Bundeshaus, Luzi Stamm (SVP) bereits seit 24 Jahren. Inhaltlich haben die beiden grosse Differenzen. Sie sind sich aber einig: Die Diskussionen im Bundeshaus sind sachlicher als ihr Ruf.

«Alle die berühmten Bundesräte und Parlamentarier plötzlich auf dem Gang zu treffen, das ist schon aufregend», gibt Jonas Fricker zu. Er ist erst seit zwei Wochen Mitglied des Nationalrats. Luzi Stamm hingegen sitzt schon seit 1991 in Bern und eröffnete als amtsältester Nationalrat sogar die diesjährige Wintersession.

In seiner Rede sprach er über Veränderungen. «Die Medien, auch soziale Medien sind heute präsenter», resümiert er nach 24 Jahren im Parlament. Allerdings: Die Entwicklung der Elektronik habe auch positive Seiten. «Seit wir die elektronische Abstimmungsanlage haben, ist die Abstimmungsdisziplin viel besser.»

Mythos Bundesratswahl

Gleich zu Beginn der Session haben der Grüne und der SVP-Nationalrat einen neuen Bundesrat gewählt. Guy Parmelin ist für Jonas Fricker «das kleinste Übel», für Luzi Stamm «eine gute Wahl, auch weil er ein Bauer ist». Einig sind sich die beiden Politiker darin, dass die Wahl kaum überraschend war und die mysteriöse «Nacht der langen Messer» vor dem Wahltag in diesem Jahr etwas unspektakulär ausgefallen sei.

Jonas Fricker ist deshalb erst gar nicht in Bern geblieben. «Ich habe zu Hause übernachtet», erklärt er im Gespräch mit SRF. Luzi Stamm erinnert aber daran, dass bei früheren Bundesratswahlen die geheimen Absprachen im Vorfeld eine grosse Rolle gespielt haben. «Bei Deiss, bei Metzler, bei Blocher, bei Maurer und Widmer-Schlumpf haben jeweils einzelne Stimmen den Ausschlag gegeben.»

(Gar nicht so) emotionale Flüchtlingsdebatte

Inhaltlich gab in der Wintersession bisher vor allem die Flüchtlingsproblematik zu reden. Luzi Stamm und Jonas Fricker sind sich dabei überhaupt nicht einig. Der SVP-Mann will systematische Grenzkontrollen - Jonas Fricker hält diese Forderung für logistisch unlösbar. Die Forderung hatte im Parlament denn auch keine Chance.

In den Medien wurde diese Debatte sehr emotional dargestellt - mit markigen Voten von SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Insgesamt aber täusche dieser Eindruck, geben beide Aargauer Nationalräte zu Protokoll.

«Die Diskussionen sind in der Schweiz im Vergleich zum Ausland sehr gesittet», betont Luzi Stamm. Und Jonas Fricker ergänzt: «In den Medien werden nur die provokativsten Aussagen aufgenommen. Alles in allem aber war die Flüchtlingsdebatte gar nicht sehr polemisch.»

Der Alterspräsident und der Neo-Nationalrat sind sich in dieser Frage also einig. Und das, obwohl sie inhaltlich doch sehr unterschiedliche Positionen vertreten. Ein gutes Zeichen für die Gesprächskultur im Land.

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