Martin Reinhard beschäftig sich seit Jahren mit dem Thema Glasfaserkabel. Der Direktor der Elektrizitäts- und Wasserversorgung Derendingen (EWD) gilt als Triebfeder des neuen Glasfasernetzes in Derendingen, welches in diesem Monat fertig gestellt worden ist. Wenn er von den Möglichkeiten dieser Technologie zu reden beginnt, kommt Martin Reinhard ins Schwärmen.
«Die Chancen sind schier unendlich», beginnt Reinhard. Dass Derendingen für die nächsten Jahre ein sehr leistungsfähiges und zukunftsträchtiges Datennetz gebaut hat, sei nur ein Punkt. Weil ab jetzt jeder Haushalt in Derendingen an dieses Glasfasernetz angeschlossen ist, kann die EWD sogar die Wasser-, Gas- und Stromrechnungen anhand des Glasfasernetzes machen, erklärt Reinhard und fügt an, was diese sogenannten intelligenten Netze sonst noch alles können
Intelligentes Glasfasernetz hilft beim Stromsparen
«Das Netz liefert nicht nur die Kapazität fürs Internet und das digitale Fernsehen», erzählt der EWD-Direktor gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF. Dank des Netzes wisse die EWD auch, ob ein Stromkunde eine Solaranlage auf dem Dach hat und wann diese Strom liefert. Dadurch muss weniger Strom ins Netz gespeist werden und kann anders verwendet werden, je nachdem ob die Sonne scheint oder nicht. Damit könne Strom gespart und die Energiewende möglich gemacht werden, meint Reinhard.
Das neue Netz hat aber auch Nachteile. Allen voran die Kosten, welche viele Gemeinden abschrecken. Das 6000-Seelen-Dorf Derendingen hat fünf Millionen Franken in dieses Netz investiert, weil es dieses gleich selbst gebaut hat, statt auf externe Anbieter wie Swisscom zu warten. Das sei viel Geld, gibt Reinhard gegenüber zu. Aber: «In den nächsten Jahren wird diese Technologie teurer. Wir haben einen guten Moment erwischt», zeigt er sich überzeugt.
«Wir haben die Bevölkerung schon ein bisschen gezwungen»
Ein weiterer Nachteil aus der Sicht des Kunden: In den nächsten Jahren wird der Moment kommen, in dem alle Derendinger vom analogen Fernsehen aufs digitale wechseln müssen – ob sie wollen oder nicht. «Wir haben die Bevölkerung schon ein bisschen gezwungen», bestätigt Reinhard. Dieser Schritt wäre aber so oder so passiert, weil immer mehr TV-Sender auf digitales Fernsehen umstellen.
Während Derendingen in nur drei Jahren ein eigenes Netz gebaut hat, machen andere Gemeinden wie zum Beispiel Fislisbach dies in mehreren Schritten. Auch Mellingen spielte mit dem Gedanken, innerhalb von 13 Jahren ein Netz für 6 Millionen Franken zu bauen. Mehrere Bürger hatten dem Gemeinderat zuerst das Anliegen präsentiert, erinnert sich Gemeindeammann Bruno Gretener. «Danach haben wir Abklärungen getroffen und der Gemeindeversammlung den Vorschlag präsentiert.» Die Stimmberechtigten wollten das Netz aber schliesslich doch nicht.
Mellingen wartet noch zu
Zum einen aus Kostengründen: «Die Gemeinde hatte damals andere Projekte aufgegleist, wie ein neues Schulhaus oder die Umfahrung», erzählt Gretener. Weitere sechs Millionen Franken seien dem Stimmvolk zu viel gewesen. Zum anderen sei die Technik in den Augen vieler noch zu wenig ausgereift. Auch sei unklar, ob sich das Glasfaserkabel durchsetzen werde oder ob gar eine neue Technologie auf den Markt komme, so die Argumente an der Gemeindeversammlung vor rund einem Jahr.
«Hinzu kommt, dass die Frage berechtigt ist, ob es die Aufgabe einer Gemeinde ist, ein Glasfasernetz für schnelles Internet und digitales Fernsehen zu bauen», meint Gretener. Für ihn ist das Thema nicht ganz vom Tisch. In den nächsten Jahren könne man das bestimmt wieder aufnehmen. Im Moment wartet die Gemeinde Mellingen aber ab, was sich auf diesem Gebiet tut.