Das Kunsthaus zeigt über 300 Exponate der Avantgardistin Sophie Taeuber-Arp. «Wir haben nicht in anderen Katalogen nachgezählt», erklärte Kurator Thomas Schmutz gegenüber Radio SRF «Ich denke aber, dass es die bisher umfangreichste Schau ihrer Werke ist.»
Die in Davos geborene und in Zürich gestorbene Künstlerin war auf vielen Gebieten eine lange Zeit unterschätzte Pionierin. Zwei Porträts und ein von ihr gestalteter «Dada-Kopf» zieren die 50-Franken-Note: Sophie Taeuber-Arp erreichte damit posthum einen Bekanntheitsgrad wie kaum eine andere Schweizer Künstlerin.
Ihrer unvergleichlichen Vielfalt wegen ist die Frau des Elsässer Malers, Dichters und Bildhauers Hans Jean Arp selbst für Kunstfreunde immer noch eine grosse Unbekannte. Obwohl sie in Arps Leben die bedeutsamste Rolle als Partnerin und Muse spielte, hatte sie als dessen Konkurrentin bei Lebzeiten stets das Nachsehen.
In Max Bills Zürcher Haus an einer Kohlenmonoxydvergiftung gestorben, wurde sie nach ihrem Tod von Hans Jean Arp als Stern verklärt, jedoch erst 1954 in Bern mit einer Einzelausstellung gewürdigt.
Zuvor hatte sie an bedeutenden Gruppenausstellungen teilgenommen, etwa bei «Cercle et carré», «abstraction-création» (Paris) und «Allianz» (Zürich).
Einzigartige Begabung
Sophie Taeuber-Arp war nicht nur eine hervorragende Malerin und Zeichnerin, sondern auch eine ebenso einfallsreiche und begabte Tänzerin, Choreografin, Architektin, Designerin, Objektkünstlerin und Lehrerin. Von 1916 bis 1929 unterrichtete sie textiles Entwerfen an der Kunstgewerbeschule Zürich.
In die Geschichte der modernen Raumkunst ging sie als Innenarchitektin ein, als sie 1927/28 zusammen mit Theo van Doesburg und ihrem Mann für die künstlerische Ausgestaltung des Lokals «Aubette» in Strassburg verantwortlich war.
In der Nähe von Paris liess sie ein Atelierhaus nach ihren Plänen bauen. Die grosse Sorgfalt, mit der sie jedes Detail gestaltete, übertrug sie auch auf den in Quadrate eingeteilten Garten.
Damit erreichte sie auch dort die für ihr komplexes Schaffen und Gestalten ihrer Umgebung charakteristische Einheit von Leben und Werk. Zu einer Zeit, als die Dadaisten in Zürich den Aufstand probten, ging Sophie Taeuber-Arp bereits einen grossen Schritt weiter.
Mit «Vertikal-horizontalen Kompositionen» (1916), die aus farbigen Quadraten und Rechtecken bestehen, wurde sie zur Wegbereiterin des Konstruktivismus und der konkreten Kunst.
Legendäre Marionetten
Die thematisch und motivisch konzipierte Ausstellung baut auf der hauseigenen Sammlung des Aargauer Kunsthauses auf und wurde von Thomas Schmutz (Vizedirektor) und Rahel Beyerle kuratiert. Zu den vielen Höhepunkten zählen die originalen Marionetten zu Carlo Gozzis «König Hirsch» (1918), der Dada-Kopf «Porträt Jean Arp» (1918), die Kostüme «Hopi-Indianer» (1922), die Reliefs «Coquilles et fleurs» (1938), Linienzeichnungen und die «Constructions géometriques» (1942).
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Freien Werken stehen jeweils Arbeiten der formal verwandten angewandten Kunst gegenüber. Im Untergeschoss werden die konstruktiven und konkreten Tendenzen in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses mit Werken unter anderem von Arp, Bill, Graeser, Leuppi, Loewensberg, Lohse, Müller-Brittnau und Urech-Seon dargestellt.
Die Vernissage ist am Freitag. Die Ausstellung im Aargauer Kunsthaus dauert danach bis am 16. November.