Ein grosses, fettes «M» in der Farbe Orange – klar, man denkt an die Migros. Und eigentlich muss man nicht einmal denken, denn man bringt das «M» und den Detailhandels-Riesen schon fast instinktiv miteinander in Verbindung.
Von einem derart starken Wiedererkennungseffekt träumt auch die Reformierte Landeskirche des Kantons Aargau. Sie möchte sich als Dachorganisation und damit allen 75 Reformierten Kirchgemeinden im Aargau einen Auftritt, ein Logo verschaffen, das den Menschen ins Auge springt wie das Migros-M.
Zeigen, wo die Kirche überall präsent ist
«In einer Zeit, in der Menschen immer mobiler sind, ist es wichtig, dass sie ihre Reformierte Kirche auf Anhieb erkennen und so auch merken, wie oft die Kirche präsent ist an verschiedenen Orten», sagt Frank Worbs, Sprecher der Reformierten Landeskirche Aargau.
Ab Anfang 2017 soll das Projekt Gestalt annehmen. Doch vorher muss in den Kirchgemeinden noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Frank Worbs reist von Kirchgemeinden zu Kirchgemeinde und stellt das Projekt vor. Ihm schlage viel Wohlwollen entgegen, sagt er im Gespräch mit Radio SRF.
Im November 2016 kommt das Geschäft in die Synode, d.h. ins Parlament der Reformierten Landeskirche. Worbs hofft, dass die Mitglieder der Synode das Projekt bewilligen. Die Reformierten Kirchgemeinden des Aargaus müssten dann ein Logo übernehmen, das von der Landeskirche noch entwickelt würde. «Es wird sicher nicht das bestehende Logo der Landeskirche sein», sagt Frank Worbs.
Autonomie zeigt sich im Auftritt
Den Kirchgemeinden wird es nicht einfach fallen, sich von ihren bisherigen Auftritten zu verabschieden. Innerhalb der Reformierten Landeskirche geniessen die 75 Kirchgemeinden nämlich eine grosse Autonomie. Dazu gehört auch die Gestaltung der Auftritte.
Diverse Kirchgemeinden haben einen Hahn in ihrem visuellen Erscheinungsbild. Populär ist auch die Taube. Und dazu natürlich Kreuze in allen Variationen. Etwas aus dem Rahmen fällt die Reformierte Kirchgemeinde Mellingen. Ihr Logo ist ein stilisierter Kelch. Nur: Dass es ein Kelch ist, realisieren die wenigsten Betrachter auf Anhieb.
Es gibt auch andere Assoziationen. Thomas Illi, Redaktor der Zeitung «Reformiert», stellt folgenden Bezug her: «Mellingen verwendet sogar ein Logo, das an den islamischen Halbmond erinnert.»
Verwunderung in Mellingen
Barbara Zimmermann, Präsidenten der Reformierten Kirchgemeinde Mellingen, hat diesen Satz mit Verwunderung gelesen. Seit 20 Jahren gilt das Logo. Und noch nie habe es jemand mit dem islamischen Halbmond verwechselt. «Es ist ein Kelch, ein Abendmahlskelch. Und die drei Querbalken stehen für die drei Teilkirchgemeinden.» Diese sind Mellingen, Rohrdorf und Fislisbach.
Auf Anfrage von Radio SRF sagt Zimmermann aber auch, dass sie einen einheitlichen Auftritt der reformierten Landeskirche im Aargau durchaus begrüssen würde. «Wir finden das eine sehr gute Idee, die Beispiele dazu aus dem Kanton Zürich sehen sehr elegant und einheitlich aus.»
Sie könnte sich auch vorstellen, dass man in Mellingen künftig statt des bisherigen Kelches ein einheitliches Logo verwenden würde. Allerdings bestünde ja auch die Möglichkeit zusätzlich zum Gesamtlogo der reformierten Landeskirche noch eine kleine regionale Ergänzung zu platzieren.