Wasser hat viel Kraft. Und im Kanton Aargau hat es besonders viel Wasser. Zwei Drittel aller Schweizer Flüsse und Bäche werden nämlich über den Rhein entwässert. Und die Hauptzuflüsse des Rheins sind Aare, Reuss und Limmat, die im Wasserschloss zusammen kommen.
Kein Wunder also, dass der Aargau in Hochwassersituationen besonders betroffen ist. Und kein Wunder, dass man im Aargau besonders stark von regelmässigen Pegelstandsmessungen an den Flüssen und Seen profitiert. Seit 150 Jahren werden überall in der Schweiz die Pegelstände einheitlich und laufend gemessen. Aktuell betreibt das Bundesamt für Umwelt 350 solche Mess-Stationen.
Internet über Handy und Notstromversorgung
Eine davon steht an der Limmat in Baden, direkt neben der neuen Fussgängerbrücke nach Ennetbaden. Automatische Messgeräte kontrollieren hier den Pegelstand der Limmat und übermitteln die Daten laufend nach Ittigen (BE), zu den Hydrologen des Bundes. Damit die Messungen auch in Ausnahmesituationen funktionieren, werden die Daten sowohl über das Festnetz, als auch über das Handynetz übermittelt. Die Mess-Station verfügt zudem über eine Notstromversorgung.
Trotz aller Automatisation: Einmal im Monat besucht ein «Feldbeamter» des Bundesamtes die Mess-Station in Baden. Der Walliser Bauingenieur Fabian Stoller ist für die Station in Baden zuständig. Er bringt ein zusätzliches, mobiles Messgerät mit, um die Fliessgeschwindigkeit zu kontrollieren. An einer Seilbahn neben der Brücke lässt er seinen «Fisch» ins Wasser, wie Stoller dem Messgerät sagt. An 100 Punkten im Fluss führt er dann Messungen aus, 40 Sekunden pro Messpunkt. Die ganze Messung dauert über zwei Stunden.
Messungen für Schiffe, Badegäste und Wissenschaft
Nicht nur für Hochwasser-Prognosen seien diese Messungen wichtig, erklärt Stoller gegenüber Radio SRF. Auch die Schifffahrt zum Beispiel nutze solche Messdaten, um die Flussrouten zu bestimmen oder die Beladung der Schiffe zu steuern. Und sogar ganz normale Passanten profitieren von den Messungen: Sie können die jeweils aktuelle (Bade-)Wassertemperatur der Flüsse verfolgen. Im Internet oder direkt an der Mess-Station in Baden, an einem Bildschirm hinter Glas.
Die aufwändigen Messungen dienen aber auch der Wissenschaft, und natürlich eben den Behörden in Ausnahmesituationen. «Wenn wir sagen können, wie hoch das Wasser kommt, dann wissen zum Beispiel die Feuerwehren, wie hoch sie Sandsäcke beigen müssen oder wie weit sie absperren sollten», erklärt der Feldbeamte Fabian Stoller seinen Beruf.
Gefährlich wird dieser Beruf übrigens immer dann, wenn tatsächlich ein Hochwasser kommt. Dann versucht Stoller nämlich ebenfalls, seine Messungen durchzuführen. «Nur wenn wir bei Hochwasser messen, können wir überprüfen, ob unsere Hochrechnungen aus den normalen Messdaten auch stimmen.» Natürlich gebe es aber Grenzen: «Wenn der Personenschutz nicht gewährleistet ist, dann verzichten wir auf solche Messungen.»
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Bild 1 von 10. Die Mess-Station liegt direkt am Fussängersteg. An einem Bildschirm können auch Passanten die aktuellen Messwerte ablesen. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 10. An diesen Bildschirmen hinter Glas können die aktuellen Messwerte jeweils abgelesen werden. Besonders interessant für «normale» Passanten sind wohl die aktuellen Wassertemperaturen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 10. Maximalpegel der Limmat im Mai 1999: Der Feldbeamte Fabian Stoller zeigt, wie hoch das Wasser beim Hochwasser 1999 gekommen ist. An dieser Stelle ist die Fussgängerpromenade heute nicht mehr gefährdet, an anderen Stellen war sie überflutet. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 10. Der «Fisch»: Mit diesem Messgerät können die Feldbeamten des Bundes die Strömungsgeschwindigkeit im Fluss ermitteln. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 10. Mit dieser «Seilbahn» wird das Messgerät an unterschiedliche Punkte im Fluss «gefahren». Insgesamt müssen die Feldbeamten die Strömung an 100 verschiedenen Stellen messen, die Messung dauert über zwei Stunden. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 10. Der «Fisch» im Wasser: Die Schraube an der Spitze zeigt die Fliessgeschwindigkeit der Limmat. Im Vergleich zu anderen Flüssen ist die Limmat ein schneller Fluss. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 10. Die Messdaten werden fein säuberlich im Laptop eingetragen und dort archiviert. Die Messausrüstung für die Fliessgeschwindigkeit nehmen die Feldbeamten jeweils mit, Pegelstände werden mit fest installierten Geräten vor Ort gemessen. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 10. Das Resultat einer solchen Messung hängt an der Wand der Mess-Station: Die 100 Messpunkte sind rot eingezeichnet. Die Messungen zeigen auch das Profil des Flussbetts an dieser Stelle. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 10. Die Mess-Stationen sind technisch auf dem neuesten Stand: Zwei Datenspeicher zeichnen die automatischen Messungen laufend auf und senden die Daten per Festnetz und per Mobilfunk an die Zentrale in Ittingen (BE). Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 10. Sogar bei Sturm und Hochwasser funktioniert die Mess-Station weiter: Dafür sorgt diese Notstrom-Versorgung. Bildquelle: SRF.