Als 1913 der Grenchenbergtunnel gebohrt wurde, ergossen sich Unmengen an Wasser in den Tunnel und erschwerten die Bauarbeiten. Und noch heute strömt unablässig warmes Wasser aus dem 8,5 Kilometer langen Eisenbahntunnel zwischen Grenchen und Moutier. Genutzt wird das Wasser aber kaum.
Der Energie-Richtplan der Region Grenchen-Büren zeigt ein grosses Potential an ungenutzer Wärme auf. Zum Beispiel liesse sich mit dem 14 Grad warmen Wasser aus dem BLS-Eisenbahntunnel das ganze Stadtzentrum heizen. Auch die Abwärme einiger Firmen liesse sich besser nutzen.
Wie viel Verbindlichkeit darf es sein?
Im Gemeinderat der Stadt Grenchen gab es am Dienstagabend grundsätzlich lobende Worte für den Energie-Richtplan. Umstritten war indes die Frage, wie verbindlich er nun sein soll. Soll er quasi ein Leitbild bleiben, oder soll die Baudirektion die Vorschläge umsetzen?
SP und GLP wollten den Energie-Richtplan für «behördenverbindlich» erklären. Die Baudirektion hätte dann Druck auf Liegenschaftsbesitzer und Investoren machen können. Wenn beispielsweise jemand eine Überbauung plant, hätte die Baudirektion verlangen können, dass eine bestimmte Energienutzung geprüft wird.
Hauseigentümer sollen nicht gezwungen werden
Diese «Behördenverbindlichkeit» ging FDP, SVP und CVP zu weit. Die Bürgerlichen befürchteten, dass schon bald den Hauseigentümern eine bestimmte Heizung vorgeschrieben wird. «Wir legen uns Handschellen an», warnte Gemeinderat Ivo von Büren (SVP).
Die bürgerliche Mehrheit setzte sich schliesslich mit 9 zu 6 Stimmen durch. Der Energie-Richtplan wurde lediglich «zur Kenntnis genommen». Die Baudirektion wird sich bei ihrer Arbeit nicht dran halten müssen.
Nur ein halber Papiertiger
Konrad Schleiss hofft, dass sich die Baudirektion trotzdem am Energie-Richtplan orientiert, auch wenn er jetzt nicht verbindlich ist. Schleiss ist Präsident des Vereins Raumplanung Grenchen-Büren, welcher den Energie-Richtplan ins Leben gerufen hat. Er ist überzeugt, dass der Energie-Richtplan nicht als Papiertiger in der Schublade verschwindet, sondern dass Grenchen trotzdem damit arbeiten wird.
Im Kanton Solothurn verfügen bereits Olten und Solothurn über Energie-Richtpläne. Diese sind aber auf das Gebiet der Stadt begrenzt. Im Fall von Grenchen handelt es sich um den ersten Richtplan im Kanton Solothurn, der für eine ganze Region ausgearbeitet wurde.
Neben Bettlach sind auch sieben Berner Gemeinden beteiligt, wie etwa Büren an der Aare.
Die Berner gehen weiter
Eigentlich ist der Kanton Bern sogar der Grund, weshalb der Richtplan erstellt worden ist. Bern verlangt von seinen grösseren Gemeinden – zu denen Büren an der Aare zählt – einen Energie-Richtplan. Und weil Büren der gleichen Regionalplanungsgruppe wie Grenchen angehört, wurde der Richtplan nun über die Kantonsgrenzen hinweg erstellt.
Im Gegensatz zu Grenchen und Bettlach haben die sieben Berner Gemeinden den Energie-Richtplan allerdings für verbindlich erklärt.