Gestern schloss der letzte Treffpunkt der Fricktaler Gemeinde Effingen seine Türen, die Beitreiberin der «Barbar» lud zur Austrinkete. Effingen reihte sich damit ein in die stetig wachsende Reihe von Gemeinden ohne eigene Beiz.
Die Branchenorganisation Gastro Aargau bestätigt diese Entwicklung. «In der Tat ist es schwieriger geworden, auf dem Land mit einem Gastro-Betrieb zu überleben», meint Josef Füglistaller, Präsident von Gastro Aargau.
Mobilität und Wunsch nach Unterhaltung
Die Gründe sieht er einerseits in der wachsenden Mobilität von Jung und Alt, andererseits im Wunsch der Kunden nach mehr Unterhaltung und Action. «Der Stammtisch genügt nicht mehr. Wer heute in den Ausgang geht, will etwas erleben.»
Und diese Unterhaltung bieten die Lokale in den Städten oder den Agglomerationen mehr als die traditionellen Dorfbeizen. Sowohl mit dem Privatauto als auch mit dem öffentlichen Verkehr ist man heute schnell in den Zentren, wo das Angebot riesig ist.
Konkurrenz in den Einkaufszentren
Komme hinzu, ergänzt Füglistaller, dass auch in den Einkaufszentren Restaurants entstanden sind, die den traditionellen Dorfkneipen ebenfalls Kundschaft abjagen.
Gegen diese Konkurrenz würden die traditionellen Dorfbeizen kaum mehr ankommen, meint Füglistaller. Trotzdem wäre es falsch, nichts zu machen. Mit mehr Unternehmertum liesse sich auch heute noch eine Dorfbeiz rentabel führen, glaubt der oberste Beizer des Aargaus, zum Beispiel mit einer anspruchsvollen Küche oder mit kulturellen Aktionen.
Dorfbeizen wie Dorfläden
Gastro Aargau will auf jeden Fall das Beizensterben auf dem Land heuer zu einem Schwerpunktthema machen und die Wirte auf dem Land besser unterstützen. «Mit den Dorfbeizen ist es doch das Gleiche wie mit den Dorfläden: Alle wollen sie, aber sie funktionieren nur dann, wenn die Bevölkerung auch in ihnen einkaufen geht», glaubt Josef Füglistaller.