Das Ziel ist laut Nagra, mindestens je zwei Standortgebiete für ein Tiefenlager für schwach- und mittelradioaktive sowie für ein Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle aus Atomkraftwerken zu bezeichnen. Man werde noch in diesem Jahr eine Auswahl treffen.
«Theoretisch könnten wir alle sechs Standorte weiter prüfen. Ich gehe aber davon aus, dass wir uns auf drei bis fünf Standortgebiete einengen», erklärte Thomas Ernst am Rande eines Mediengesprächs in Baden gegenüber Radio SRF. Der Vorsitzende der Nagra-Geschäftsleitung wollte sich aber noch nicht zu möglichen Standorten äussern.
Entscheid für einen Standort in zehn Jahren
Die Einengung der geologischen Standorte erfolge allein nach sicherheitstechnischen Kriterien, sagte Andreas Gautschi, Bereichsleiter Geologie und Sicherheit. Die Gründe für die Auswahl der Nagra würden offen dargelegt und von mehreren Sicherheitsbehörden eingehend geprüft. Der Bundesrat wird über diese zweite Etappe voraussichtlich Ende 2017 entscheiden, wie es weiter hiess.
Frühestens in zehn Jahren wird die Nagra nach eigenen Angaben ein Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager einreichen können. Damit wird sich die Nagra auf einen Standort festlegen. Der Bundesrat und das Parlament werden über das Gesuch entscheiden. Der Parlamentsentscheid untersteht jedoch dem fakultativen Referendum. Möglicherweise hat also das Stimmvolk das letzte Wort.
Nach der Rahmenbewilligung braucht es die eigentlichen Baubewilligung für das Lager und am Schluss eine Betriesbewilligung. Die Nagra rechnet, dass frühestens im Jahr 2035 ein Tiefenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb gehen kann. Der Termin könne möglicherweise nicht eingehalten werden, sagte Thomas Ernst.
Regionalkonferenzen machten Vorschläge
Auf dem Prüfstand stehen sechs Regionen: Jura Ost, Jura-Südfuss, Nördlich Lägern, Südranden, Wellenberg und Zürich Nordost. Bei fünf dieser Gebieten machte die jeweilige Regionalkonferenz konkrete Standortvorschläge für Oberflächen- und Erschliessungsanlagen.
Für das Gebiet Jura Ost sieht die zuständige Regionalkonferenz Villigen als möglichen Standort vor, am Jura-Südfuss Däniken, am Südranden Neuhausen am Rheinfall und am Wellenberg Wolfenschiessen. Die Regionalkonferenz Nördlich Lägern schlägt Weiach und Stadel vor. Die Regionalkonferenz Nord entscheidet am kommenden Samstag.
Die Nagra diskutiert mit den Regionalkonferenzen bereits über mehr oder weniger konkrete Bauprojekte für die Oberflächenanlagen. Es liegen bereits grobe Planungen vor - notabene für alle Gebiete. Also auch für Gebiete, die nun vielleicht aus dem Rennen fallen. «Natürlich wird hier viel Arbeit geleistet, und vielleicht ist diese am einen oder anderen Ort vergeblich», gibt Thomas Ernst zu. Aber der Einbezug der Regionen sei wichtig: «Es ist gut, dass sich alle Regionen intensiv mit den Fragen rund um die Endlagerung der radioaktiven Abfälle befassen.»