Das Jahr 2015 hat für den Oltner Energiekonzern Alpiq alles andere als gut angefangen: Der Verlust beträgt im ersten Halbjahr bereits so viel wie im ganzen letzten Jahr, nämlich knapp 890 Millionen Franken. Der Umsatz brach von 4,1 Milliarden auf 3,3 Milliarden Franken ein.
Gründe für den Umsatzschwund sind tiefe Grosshandelspreise und der starke Franken. Die Aufwertung des Frankens nach der Aufgabe des Euro-Mindestkurses führte zudem auch zu Wertberichtigungen und Rückstellungen von 834 Millionen Franken. Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin streicht im Gegenzug andere Zahlen hervor.
Wir haben unsere Schulden reduziert, unsere Kosten reduziert und operativ ein sehr gutes Halbjahr hinter uns gebracht, was die Produktion angeht.
Rückendeckung gibt es von der Solothurner Regierung, genauer gesagt von Finanzdirektor Roland Heim. Diese Erklärungen seien plausibel, «das wirtschaftliche Umfeld für die Alpiq ist im Moment einfach sehr schlecht», so Heim.
«Schmutziger» Strom aus Deutschland
Dass die Alpiq gerade auf den Wasserkraftwerken grosse Abschreiber machen musste, sei besonders traurig. Es sei richtig gewesen, auf die Wasserkraft zu setzen, das sei die Zukunft der Schweizer Energiepolitik. Der «günstige und schmutzige» Strom aus deutscher Kohle habe es der Alpiq im ersten Halbjahr 2015 jedoch schwer gemacht.
Trotzdem stehe der Kanton Solothurn immer noch hinter der Alpiq und ihrer Strategie: Das Sparprogramm, welches 100 Millionen Franken umfasst, sei auf Kurs. Der Umbau der Firma laufe ebenso nach Plan wie die Suche nach neuen Einnahmequellen beispielsweise im Bereich von Elektroinstallationen.
Geduld statt Sorgenfalten
Man müsse Geduld haben mit dem ehemaligen Goldesel Alpiq. Dass aktuell keine Dividende sondern «nur» neue Aktien beim Kanton eintreffen, sei nicht besorgniserregend. Einen Konkurs befürchtet Heim nicht, das könne man fast schon kategorisch ausschliessen.
Falls es doch soweit kommt, wären die Folgen nicht anders als sonst bei einem Aktionär, informiert der Finanzdirektor. Die Alpiq-Aktien würden an Wert verlieren, mehr aber auch nicht. Und: Aussteigen könne der Kanton Solothurn zum jetzigen Zeitpunkt sowieso nicht.
Wir haben einen Aktionärsbindungsvertrag, der 2005 für 15 Jahre abgeschlossen wurde.
Aktuell hat der Kanton Solothurn in seiner Buchhaltung das Aktienpaket der Alpiq mit 100 Millionen Franken veranschlagt. Zuvor hatte es eine Korrektur samt Minderung um 40 Millionen Franken gegeben.
Ohne weitere schmerzhafte Entscheide werde es bei der Alpiq wahrscheinlich nicht aufwärts gehen, fügt Heim an. Wie schmerzhaft das Ganze noch werden kann, und für wen, das kann der Solothurner Finanzdirektor nicht sagen. Genauso wenig, wie viel Geduld es noch braucht, bis der Oltner Stromkonzern Alpiq über den Berg ist.