Seit sie fünf Jahre alt ist spielt Gohar Schach. Eine Tante in ihrem Heimatland Armenien hat ihr die ersten Grundsätze beigebracht. Heute, rund sechs Jahre später, hat Gohar schon eine beeindruckende Sammlung von Pokalen und Medaillen.
Bei ihr zu Haus im aargauischen Erlinsbach füllen die Auszeichnungen schon ein ganzes Regal und es sollen noch mehr dazu kommen, sagt die 11-jährige etwas verlegen: «Ich hoffe schon, dass noch ein paar dazu kommen.»
Sorgfältige Analysen
An der Junioren WM in Griechenland hat es nicht ganz so geklappt, wie Gohar sich das gewünscht hätte. Von elf Spielen konnte sie fünf gewinnen und eine Partie mit Remis beenden. Erstmals trat sie allerdings in der Kategorie U12 an, wo sie zu den Jüngeren gehört, und im Schach kann ein Jahr Altersvorsprung einiges ausmachen.
«Ich habe mich zu fest auf meine eigenen Züge konzentriert», analysiert das wache Mädchen mit den langen dunkelbraunen Haaren auf dem elterlichen Sofa. Darüber habe sie vergessen darauf zu achten, dass auch ihre Gegnerinnen eigene Pläne verfolgten.
Wenn man verliert, dann ist das die eigene Schuld, die Gegnerin kann nichts dafür.
Es zeichnet das Nachwuchstalent aber aus, dass sie einerseits selbstkritisch ihre eigenen Fehler schnell erkennt und auch eingesteht, und dass sie nach Partien und Turnieren sorgfältig analysiert, was sie hätte besser machen können.
Schach verbindet
Grollen über die verlorenen Spiele an der WM möchte Gohar aber nicht. Eine WM sei auch so ein sehr schönes Erlebnis: «Ich spiele gerne gegen Mädchen aus anderen Ländern, man kann dann auch Souvenirs austauschen, das mag ich.» Ausserdem habe sie auch neue Freundinnen gefunden, im Schweizer Team aber auch aus anderen Ländern.
Übers Schachspielen findet Gohar viele Freunde, und wir alle auch.
Darüber freut sich speziell auch Gohars Vater Ararat Tamrazyan. Die Familie, die aus Armenien stammt, lebt erst rund drei Jahre in der Schweiz. Berufliche Gründe führten sie nach Erlinsbach, die Mutter hat hier eine Stelle als Ärztin gefunden. Übers Gohars Schachspiel findet die ganze Familie Anschluss in der Schweiz: «Es ist eine gute Möglichkeit uns hier in der Gesellschaft zu integrieren.»
Aarau ist ein gutes Pflaster für Schachtalente
In der Schule hat Gohar mit ihrem Hobby schon eine kleine Schachwelle ausgelöst. Die Lehrerin hatte der guten Schülerin vorgeschlagen, sie solle doch mal ein Schachbrett mitnehmen. Dieses stiess auf grosses Interesse, mittlerweile stehen im Schulzimmer in einer eigenen Schachecke sieben Spielfelder zur Verfügung. «Schach macht allen Spass», sagt Gohar dazu.
Sie selber ist auch mit grossem Eifer dabei. Zu viel Schach kann es ihr fast nicht sein. Neben den zahlreichen Turnieren im In- und Ausland trainiert sie täglich rund zwei Stunden, übt übers Internet und liest auch Fachliteratur zu grossen Spielen.
Verleiden könne es ihr nicht sagt Gohar: «Ich mag die Kombinationen, wie in der Mathematik in der Schule, das macht mir Spass.» Unter anderem trainiert sie auch im Schachclub Aarau. Das sei ein guter Club für junge Schachtalente ist Vater Ararat überzeugt: «Der Schachclub-Präsident Roland Burri engagiert sich sehr stark und es gibt noch andere gute Spieler hier.»